Sonntag, 26. April 2015

Eigene Pferde selbst versorgen

Wie viel Arbeit macht das und was braucht man alles?


Seit Dezember 1992 halte ich eigene Pferde, teils jahrelang in Eigenregie hinter dem Haus oder auf zwei verschiedenen Pachtweiden, teils auch mit weniger Arbeit vorübergehend in Pension, teils wie seit Dezember 2013 mit ein wenig weniger Arbeit, dafür aber auch mehr Kosten als ganz allein in einem Selbstversorgerstall mit Teilservice durch die Bauern, denen dieser Stall gehört.

Ich weiß noch genau, wie viele Fehler wir gemacht haben, als wir 1992 damit angefangen haben, Pferde hinter dem Haus zu halten und wie ich darüber eigentlich auch dazu kam, über dieses Thema zu schreiben, indem ich einfach begann zu erzählen, wie das mit unseren eigenen Pferden alles lief.

Es fehlte mir nämlich in allen Fachbüchern zum Thema Pferdehaltung die Abhandlung darüber, was man alles falsch machen kann und viele wichtige Details.

Auch das hier wird diese Details nicht hergeben, wenn Ihr die wissen möchtet, müsst Ihr hier später einmal die gesamte Lebensgeschichte unserer Pferde nachlesen .. die habe ich noch nicht verlinkt, werde es aber bald machen, wenn ich die Zeit dazu finde.

Das hier soll nur einmal kurz ein paar besonders wichtige Dinge zeigen, weil ich so oft Menschen begegne, die ganz neu mit eigenen Pferden anfangen und so wirklich überhaupt keine Ahnung davon zu haben scheinen, wie viel Platz ein Pferd braucht und wie viel Arbeit das macht, Pferde in Eigenregie oder auch nur wie bei uns jetzt im Selbstversorgerstall zu halten.

Sind 2.000 Quadratmeter viel Land ????

Als mir neulich jemand erzählte, sie hätten sich eine Wohnung auf dem Land mit 2.000 Quadratmeter Grundstück angeschaut, was ja irrsinnig viel Land sei und Pferde hinterm Haus seien ja so toll, habe ich erstmal darauf hingewiesen, dass zwei Pferde hinterm Haus mindestens das 10fache an Land brauchen, nämlich 20.000 Quadratmeter oder kurz gesagt 2 Hektar Land, damit sie nicht alles in Grund und Boden trampeln, wenn die Winterzeit anbricht. 2.000 Quadratmeter ginge gar nicht, selbst wenn die Tiere nur mit Heu gefüttert werden, denn so ein bisschen Auslauf wird im Winter zu einem abgrundtiefen Sumpf und sie haben dann keinen gesunden Auslauf mehr.

 Was braucht man sonst noch?


Man braucht einen Unterstand, der auch da stehen darf, und das darf er nicht überall.

Man braucht einen zuverlässigen Heu- und Strohlieferanten und ein Fahrzeug, um das alles zu holen oder aber einen Lieferanten, der es anliefert. Man braucht zumindest eine kleine Lagerfläche am eigenen Stall und dann jemand, der einem den Wintervorrat einlagert oder aber selbst genug Lagerraum für den Jahresbedarf an Heu und Stroh.

Ein Pferd trinkt sehr viel. Unsere drei Pferde saufen aktuell jeden Tag eine ganze Badewanne voll leer. Unsere ist recht groß und sollte mehr als 150 l Fassungsvermögen haben, wenn ich davon ausgehe, dass eine Bauschubkarre ca. 80 l Fassungsvermögen hat und die daneben stelle. Das tun Pferde das ganz Jahr über, auch im Winter. Im Winter friert Wasser aber oft ein und man muss sehr aufpassen, dass die Tiere immer genug zu trinken haben.

Zwei Pferde brauchen ungefähr 3 kleine Heuballen und auch 3 kleine Strohballen am Tag, das Stroh nur im Winter, wenn man die Tiere im Sommer nur draußen hält. In großen Rundballen sind ca. 30 kleine Heu- oder Strohballen versteckt. Die transportieren sich aber sehr schlecht, wenn man kein Landwirt mit entsprechenden Maschinen ist. Es ist heute übrigens gar nicht einfach, noch kleine Heu- und Strohballen zu kaufen, die werden immer seltener angeboten.

Dazu brauchen die Tiere natürlich ihr Müsli und das Saftfutter und alles mögliche sonst, aber das wissen die meisten Menschen eher als genug über ihren Grundbedarf.

Man braucht übrigens auch eine zugelassene Mistplatte, wenn man Ärger mit dem Umweltamt und die Kosten für ein Strafmandat vermeiden möchte. Und man sollte wissen, wohin man den Mist bringen kann, wenn diese Mistplatte voll ist oder wer ihn abholt. Auch das macht sich nicht von alleine.

Pferde ein Eigenregie halten macht viel Arbeit!


Ein Pferd hinterlässt jetzt im Sommer im Auslauf pro Tier ca. die Menge einer hoch gehäuften Schubkarre voll Pferdeäppel. Ich brauche mindestens eine halbe Stunde, um diese Menge vom Auslauf zu sammeln. Da aktuell bei uns drei Pferde im Auslauf stehen .. unsere haben ja einen für Hufrehe geeigneten Platz und stehen überwiegend im Auslauf und nur stundenweise auf der Weide ... sind das für alle drei zusammen 1,5 Stunden Arbeit ... nur für das Abäppeln. Um das Wegfahren kümmert sich bei uns genau wie um das Heu- und Strohmachen und die Bereitstellung für uns unser Bauer.

Wenn ich das mache und fast immer alleine, weil die Miteinsteller nicht bemerken, wie viel Arbeit eigentlich das eigene Pferd macht, obwohl sie darüber nachdenken, ihm noch einen Kollegen dazuzuholen, macht mein Mann meistens die Heunetze für diese Dreiergruppe voll, auch meistens alleine. Auch das dauert seine Zeit. Dann kümmert er sich um das Wasser, fegt den Vorplatz und so weiter. Hilft mir eventuell dann noch bei den Pferdeäppeln.

Die Weide muss auch gepflegt werden. Demnächst muss ich da Brennesseln runter mähen, das schon wieder keimende Jakobskreuzkraut ausreißen, damit es sich nicht vermehrt, ab und zu immer wieder die Brombeerranken unter dem Stromzaun raus schneiden, überhaupt die Stromzäune laufend kontrollieren, ob noch alles in Ordnung ist, damit die Tiere nicht womöglich ausbrechen, weil beim Sturm ein Ast den Zaun demoliert haben könnte.

Ca. 1 x in der Woche sammele ich die Pferdeäppel von unserer Stundenweide, was auch meistens 2 bis 3 Schubkarren voll noch extra werden.

Wenn man keine Rehegruppe wie wir zu versorgen hat und im Sommer die Pferde 24 Stunden auf der Weide laufen hat, sieht es natürlich dann so aus, dass jeder, der dort sein eigenes Pferd dabei hat, pro Pferd pro Tag ca. seine Schubkarre Pferdeäppel einzusammeln hat .. wenn man das zusammen macht und sich die Arbeit ehrlich teilt und nicht einer den anderen ausnutzt.

Tut man das nicht, wird eine Pferdeweide nämlich sehr schnell zum Klo und Bakteriensumpf und stellt auch einen Ort dar, wo sich Würmer extrem vermehren können.

Abäppeln geht immer vor dem künstlichen Entwurmen, das ja nur zusätzlich ab und an mal sein sollte, aber ja nicht die Arbeit ersetzt, Pferden einen halbwegs sauberen Lebensraum zu erhalten, der sie vor Mauke, Stahlfäule und anderen Krankheiten, die durch mangelnde Hygiene entstehen, schützen sollte.

Und wenn danach noch etwas Zeit übrig bleibt, dann hat man auch mal Raum zum Reiten, Longieren, Striegeln, Bodenarbeit oder um sich gemütlich an der Weide hinzusetzen und beim Kaffeeklatsch den Pferden beim Grasen zuzuschauen.

Wer sich eigene Pferde hält und die entweder hinter dem eigenen Haus oder auf Pachtland (wo dann noch die Fahrtzeit zu berücksichtigen ist, weil das viel umständlicher ist als hinterm Haus) statt für teures Geld in Vollpension halten möchte, sollte sich das mal klar machen, dass Pferde sehr viel Arbeit machen.

Ein Stall mit Vollpension ist nämlich nicht grundlos teurer als ein Selbstversorgerstall mit Teilservice oder aber Pachtland, wo man sich wirklich um alles alleine kümmern muss.

LG
Renate

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