Mittwoch, 28. September 2016

Unsere Prima - Teil 1

Ein schwieriges Pferd findet sein Frauchen

 Der Grund, dass unsere Prima zu uns kam, war ein sehr Schlimmer. Wir waren nämlich im Oktober 2004 nicht sicher, ob Chiwa und nicht an zwei ganz schlimmen Hufgeschwüren sterben würde.

Sie lag imWald und stand einfach nicht mehr auf. Auch mein Ex-Mann und meine Tochter Esther waren nicht mehr in der Lage, ihr zu helfen. Die einzige schwache Hoffnung, die ich noch hatte, war die Tierärztin, die am kommenden Morgen kommen würde.

 Esther war gerade dabei, ihr Prüfung zur Trainerlizenz C im Westernreiten abzulegen. Nixe und Hopi waren in Futterkamp, wo sie die beiden brauchte, um diese Prüfung zu machen.

Wir riefen Vanessa wegen Silas an, ob sie ihn vorbei bringen könnte, damit Reno nicht alleine bei mir wäre, falls Chiwa das nicht überleben würde, aber da erfuhren wir, dass Vanessa Silas bereits an ihre vorherige Reitbeteiligung verkauft hatte und uns gar nicht mehr hätte helfen können.

 So kamen wir auf die Idee, Viktoria anzurufen, von der wir schon Nixe und Reno gekauft hatten und sie zu fragen, ob sie nicht sofort ein Beistellpferd für uns hätte, das Reno Gesellschaft leisten könnte, das wir aber nicht sofort bezahlen müssten, denn Hansi und ich hatte schon so viel Geld für Chiwas Behandlung ausgegeben, dass dafür nicht auch noch Geld da war. Und Viktoria suchte damals händeringend sofort jemand für Prima.

 Oben seht Ihr Prima in Haar bei ihren Pferdefreunden, einer Tinker-Gruppe ganz früh morgens, als wir sie abgeholt haben. Auf dem Foto darunter führt Viktoria sie zu unserem Hänger. Bei dieser Gelegenheit sehen wir auch noch einmal Nixes Vater Dave Dudley .. das Pony oben und rechts mit mit seiner Pony-Herde in Haar ... wieder, den Viktoria noch hatte. Wir erfuhren da auch, dass Nixes Mutter Loreley inzwischen gestorben war.

 Tja .. Chiwa ist nicht gestorben, aber Hansi und ich haben Prima trotzdem bei uns ein neues Zuhause gegeben. Wir hatten es ja Viktoria zugesagt. Instinktiv habe ich damals gefühlt, das war wichtig für sie.
Warum das so war, habe ich erst ein Jahr später genauer erfahren, als mich Viktoria spontan in Nettelsee besuchen kam und mir erzählte, als ich anrief wegen des Beistellpferdes, hatte ihr Mann den Schlachter bereits angerufen gehabt, der Prima töten sollte, weil sie davor schon 4 x zurück gebracht worden war.

 Viktoria sagte mir, keine der 4 Käuferinnen hätte sie zureiten können. Sie würde vermuten, die erste davon hätte sie so schlecht behandelt, dass es danach nicht mehr machbar gewesen sei .. aber die vierte davon hätte Prima schwer verletzt, weil sie steil gestiegen und mit ihr nach hinten rüber auf den Rücken gefallen sei und die Reiterin dabei unter sich begraben hätte. Deshalb hätte ihr Mann Prima töten lassen wollen.

 Auf den Bildern seht Ihr Prima an dem Tag ihrer Ankunft im Oktober 2004 bei uns und könnt auch erkennen, wie gut die Behandlung durch den Schmied unserer Tierärztin Chiwa geholfen hatte, die sogar mitlaufen konnte, als Prima in die Herde kam.
Prima hat super Papiere. Ihr Vater Liostro wurde nach Amerika verkauft und hat dort jede Menge weltberühmte Nachkommen gezeugt. Auch ihre Mutter L-Pinta hat weltberühmte Vorfahren. Prima heißt in Wirklichkeit L-Primavera. Ihr Geburtstag ist übrigens der 22.06.1996.

 Esther kam ein paarmal, um uns ein wenig mit der total verängstigten Prima zu helfen, die wir zu Anfang kaum anfassen konnten. Dieses Pferd war ein Bündel aus Unglück, ihre Herde verloren zu haben, aber auch ein Bündel aus entsetzlich viel Angst, das sofort weg lief, wenn wir auch nur versuchten, irgendwas mit ihr zu tun.

Diese Bilder hier habe ich aufgenommen, nachdem es mir gelungen war, Prima zu striegeln und aufzuhalftern.

 Ich habe volle 2 Monate gebraucht, um das zu schaffen bei Prima und dann Esther angerufen, weil sie mir zeigen wollte, wie ich nach den Ideen von Monty Roberts nun mit ihr im Round Pen arbeiten könnte.

Esther hatte das ja gerade kurz davor bei ihrer Ausbildung zur Westerntrainerin alles gelernt.

 Mit Chiwa machte ich inzwischen auch vorsichtig Bodenarbeit, die zu der Zeit noch ziemlich mit dem Wendeschmerz zu kämpfen hatte, den sie nach den beiden Hufgeschwüren nun erstmal loswerden musste, aber auch sie kam allmählich wieder richtig gut auf die Beine.

 Auf den folgende Bildern seht Ihr mich und meinen Ex Hansi mit Chiwa, Reno und Prima im Round Pen arbeiten .. Esther war da auch in der Nähe und hat uns genau erklärt, was wir tun müssen, damit die Pferde auf unsere Körpersprache reagieren.

Das war sehr lehrreich und klappte auch mit Prima richtig gut.



Da ist Hansi mit Reno am Arbeiten.



Und hier ich mit Prima, von der ich da schon mitbekam, wie sensibel sie eigentlich ist.

Unten sitzt meine Mutter bei Esther und Raphael mit auf der Bank .. die sich damals auch freute, dass Esther ab und zu da war, um mir mit Prima zu helfen und sie so häufiger als sonst Kontakt zu ihrer Enkelin und ihrem Urenkel hatte.

 Tja .. Raphael .. er soll ein großer Junge geworden sein .. schlägt nach Esther und Robert, seinem richtigen Vater, die ja beide so lang und schlank sind.

Ich habe ihn so lange nicht mehr gesehen, ich weiß nicht, ob ich meinen Enkel heute noch wiedererkennen würde.

Aber so ist das Leben, manche Dinge muss man lernen loszulassen. Geblieben ist mir die schwierige Prima, bis heute und unsere krankheitsanfällige Chiwa.

 Eine meiner besten virtuellen Freundinnen, Andrea aus Bayern, die ich über mein Hufrehe-Forum kennenlernte, weil sie auch einmal ein Rehepferd hatte, hat mir einmal gesagt:

"Jedes Pferd findet sein Frauli, und Prima fand Dich."

Tja .. so kam ich alte eher feige Frau, die gar nicht reiten kann oder zumindest kaum, zu einem Pferd, das temperamentvoller und schwieriger nicht sein könnte. Ich glaube, Gott wollte, dass ich mutiger werde und meine Angst überwinden lerne .. warum auch immer er das mit mir vorgehabt hat.

 Dass ich einmal Jürgen kennenlernen würde, der sich so spontan in unsere Prima verliebte wie in mich selbst, habe ich damals nicht ahnen können. Aber ich habe Prima einfach behalten und immer wieder staunend zugeschaut, wie dieses Bündel an Temperament in meinem Auenwald herumtobte.

Auf den Bildern, die Ihr gerade seht, ging es auch Chiwa allmählich wieder so gut, dass ich mit allen drei gemeinsam arbeiten konnte.

 Diese Fotos stammen aus Januar 2005.

Chiwa, Prima und Reno verspeisten unseren abgeputzten Weihnachtsbaum, den wir ihnen auf die Weide gelegt hatten.

 Prima hatte sich inzwischen gut bei uns eingelebt.

Es würde uns noch ein extrem schneereicher, kalter, aber auch schöner Winter zu Anfang des Jahres 2005 bevorstehen, den Prima damals noch gemeinsam mit Reno und Chiwa bei mir verbrachte.

 Das Maisfeld neben meinem Weideland und Auenwald war verschneit, so dass wir oft direkt über das Feld liefen.

Die Hündin auf dem Foto links hieß übrigens Chérie. Ich hatte sie noch, als ich 2007 den Jürgen kennengelernt habe.

 Die Winterbilder im Schnee werden die letzten, die ich Euch von der ersten Zeit mit Prima zeigen möchte. Ihr könnt sehen, die drei haben dort genauso idyllisch gelebt wie heute Prima und Chiwa in Preetz in der Feldmark leben, vielleicht sogar noch ein wenig idyllischer wegen des kleinen Auenwaldes, der damals mit zu meinem Weideland gehörte und wunderschön war.

 Brav zotteln alle drei Pferde mit Chérie und mir mit, ich bringe ja Müsli, Leckerlis und werde Ihnen ihr Heu hinlegen und das Wasser auffüllen.



 Rechts ich auf einer anderen Strecke in jenem Winter mit meiner Wasserkarre und dem Müslieimer.

 Oben der Blick über das verschneite Maisfeld in Richtung des Auenwaldes.

Links Aqualang, einer meiner Kater, die damals in meinem Heuwagen bei den Pferden wohnten.

Die beiden Kater habe ich mal mutterlos gefunden und mit der Flasche aufgezogen. Sie sind mir aber 2008 kurz hintereinander beide dann weg gelaufen und kamen nicht wieder heim. Ich weiß deshalb nicht, was aus ihnen geworden oder ob ihnen etwas zugestoßen ist.

 Da sind beide Brüder, Aqualang und sein Bruder Luchsohr gerade beim Fressen.

 Oben könnt Ihr Luchsohr von vorn sehen, der keine weißen Abzeichen wie sein Bruder Aqualang hatte, sondern ein Volltiger war.

Links Prima und Chiwa im Schnee.

 Rechts Reno und Prima und unten noch einmal.

Ich höre damit heute einfach einmal auf und werde bald mit Fotos vom Frühling 2005 und dem 2. Teil über Prima hier weitermachen.

Jetzt will ich erstmal kochen und sage mal bis bald.

LG
Renate