Samstag, 23. Februar 2019

Pseudo Narkolepsie bei Pferden

Was ist das genau und wie kann man da helfen?

Dass es so eine Krankheit überhaupt gibt, fand ich neulich auf der Facebook-Seite von Gnadenhof Gaia's Traum, wo ja nun Chiwa (Shiva) und Prima (Karina) zu Hause sind. Ihre Pferdefreundin Vroni hat offenbar eine Weile darunter gelitten, aber die beiden haben geschafft, Vroni zu helfen und nun schläft sie wieder normal im Liegen. Es steht hier dabei, wie sie das gemacht haben.

https://www.facebook.com/GaiasTraum/photos/a.253855318129465/1117780181736970/?type=3&theater 

 Das hier ist Vroni, und zwar die Stute rechts, die hier mit Chiwa (Shiva) und Prima (Karina) zusammensteht.


http://www.bonavaletudine.ch/narkolepsie_schlafstoerung_pferd

Mal auszugsweise was aus dem ersten Beitrag, das das schon recht gut erklärt:
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 Schlafstörungen bei Pferden sind – wie verschiedene Studien belegen – leider ein weit verbreitetes Phänomen und daher ein häufiges Gesprächsthema unter Pferdebesitzern. Dabei stellt sich natürlich die Frage, wie das normale arttypische Ruhe- und Schlafverhalten von Pferden eigentlich aussieht. Ebenso wie die Frage, ob es sich bei Störungen um eine Krankheit (Narkolepsie, eine chronische, neurologische Schlaf-Wach-Störung) oder um Schlafmangel (präziser: Mangel an Schlaf im Liegen) handelt.
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Die Anwendung neuer, objektiver Messmethoden zur Erforschung des natürlichen Schlafverhaltens von Pferden belegen, dass Pferde nicht nur deutlich weniger schlafen als andere Säugetiere, sondern auch ein sehr spezifisches Schlafmuster besitzen, bei dem sich mehrere Schlaf- und Wachphasen abwechseln. Die Gesamtschlafzeit in mehrere kurze Abschnitte aufzuteilen dürfte evolutionsbiologische Gründe haben, da Pferde als Beute- und Fluchttiere immer auf der Hut vor Angreifern sein mussten.
Die Gesamtruhezeit, also die Zeit die das Pferd mit Ruhen, Dösen und Schlafen verbringt, wird auf zwischen 5 und 9 Stunden pro Tag geschätzt. Der Anteil an Gesamtschlafzeit für erwachsene Pferde dürfte im Bereich von 3 bis 4 Stunden pro Nacht liegen, wobei rund 1 Stunde davon im Leichtschlaf, ca. 2 Stunden im Tiefschlaf und ungefähr 30 Minuten pro Nacht im sog. Traum- oder REM-Schlaf verbracht werden.
Während Pferde – wie alle Einhufer – die Besonderheit aufweisen, dass sie zum Schlafen im Stehen fähig sind (diese Form ist insbesondere tagsüber die gängigste Art der Erholung), erreichen sie in dieser Position mit erhöhtem Muskeltonus nicht alle Schlafphasen.
Insbesondere die zwar nur kurze, aber für die Regeneration und damit die Gesundheit äusserst wichtige Phase des REM- oder Traumschlafes, die durch den Verlust der Muskeltonusaktivität sowie durch schnelle gegenläufige Augenbewegungen gekennzeichnet ist, kann beim Pferd nur im Liegen in Brustlage mit aufgestütztem Kopf oder in kompletter Seitenlage stattfinden. Einzelne Nächte ohne diese Schlafphase sind zwar durchaus möglich, das dauerhafte Ausbleiben der Erholungsphase mit REM-Schlaf ist hingegen äusserst schädlich für die Gesundheit.

Fazit: Obwohl Pferde auch im Stehen schlafen können sind sie dennoch auf Schlaf im Liegen unbedingt angewiesen!

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Bei der echten Narkolepsie handelt es sich um eine chronische Schlaf-Wach-Störung des Zentralnervensystems, welche durch den plötzlichen teilweisen oder kompletten Verlust des Haltemuskeltonus (die sog. Kataplexie) charakterisiert ist und durch intensive, starke (oft auch positive) Gefühlsregungen ausgelöst wird. Betroffene Pferde stolpern, taumeln, schwanken und zeigen eine exzessive Schläfrigkeit, sind zwischen den Attacken jedoch neurologisch völlig unauffällig. Für die Diagnose einer tatsächlichen Narkolepsie ist der Ausschluss von kardiovaskulären, respiratorischen oder neurologischen Ursachen sowie von Elektrolyt-Ungleichgewichten als Auslöser für den Kollaps wichtig. Dazu braucht es gründliche klinische und labortechnische Untersuchungen.
Eine tatsächliche Narkolepsie ist sehr selten, zeigt sich häufig schon im frühen Fohlenalter und gilt heute noch als unheilbar. Als therapeutische Massnahme bei betroffenen Tieren kann das Antidepressivum Imipramin verabreicht werden um den Verlust des Muskeltonus bei einem Kollaps zu kontrollieren.
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Es gibt eine Vielzahl von Ursachen für Schlafmangel bei Pferden, die alle jedoch darauf zurück zu führen sind, dass sich die Pferde zum Schlafen dauerhaft nicht hinlegen.
Faktoren, die dies verursachen können, sind insbesondere
  • Haltungsbedingungen welche die Komfortbedürfnisse des Pferdes nicht ausreichend berücksichtigen
    Dazu zählen der Mangel an geeigneter Einstreu, feuchte Einstreu oder überhaupt keine Einstreu in einer Box bzw. im Stall. Studien belegen zudem, dass die Liegedauer durch die Tiefe, die Struktur, die Sauberkeit, den Geruch und das Isolationsvermögen der Einstreu beeinflusst wird. Aber auch bei Auslauf- und Weidehaltung können zu feuchte oder sumpfige Böden dazu führen, dass sich Pferde nicht hinlegen.
  • Schmerzen beim hinlegen oder Aufstehen verhindern, dass sich das Pferd zum Schlafen hinlegt
    Die Ursache können Erkrankungen des Bewegungsapparates oder Schmerzen im Brust- und Bauchbereich, die beim hinlegen oder aufstehen ausgelöst werden, sein.
  • Das Pferd fühlt sich in seiner Umgebung nicht sicher
    Pferde als Flucht- und Beutetiere legen sich nur hin, wenn sie sich in ihrer Umgebung sicher fühlen. Unsicherheit kann durch eine Vielzahl von Faktoren ausgelöst werden. Dazu zählen ein nicht trittsicherer, glatter Boden, eine laute oder beunruhigende Geräuschkulisse, besonders aggressive Artgenossen im Herdenverband, eine zu enge Box oder zu kleine bzw. zu wenig strukturierte Liegeflächen im Offenstall. Aber auch ein längerer Klinikaufenthalt, insbesondere auf einer Intensivstation, kann zu Schlafmangel führen.
Die Therapiemassnahmen bei Pferden mit Schlafmangel richten sich nach dem (den) auslösenden Faktor(en). Werden diese korrekt identifiziert und anschliessend beseitigt werden auch die Tagesschläfrigkeit sowie die anderen Symptome rasch zurückgehen. Es ist möglich, dass die betroffenen Pferde zunächst besonders häufig und lange im Liegen schlafen, das Schlafverhalten normalisiert sich jedoch üblicherweise bereits nach wenigen Tagen.
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http://maulfrei.blogspot.com/2018/07/rem-schlafmangel-bzw-pseudo-narkolepsie.html

Das ist ein persönliches Beispiel da oben .. nichts,was wohl irgendwas damit zu tun haben könnte, warum denn Vroni sich eine Weile nicht hinlegen mochte.

http://www.tierwissen.de/artikel/pferde/narkolepsie.shtml

 Auch hier wird gesagt, dass chronische Schmerzen, eine unsichere Umgebung oder der Untergrund ein Pferd daran hindern kann, sich zum Schlafen hinzulegen.

Also die Umgebung hat sich doch nicht geändert, der Untergrund ist dort bestimmt nicht ungepflegt .. also muss ihr vermutlich was weh getan haben, das es für sie problamatisch machte, sich hinzulegen und wieder aufzustehen. Und das scheint nun wieder besser zu sein.

https://www.fortundweiterbildungfuertieraerzte.de/2016/10/26/fjord-stute-tina-vorgestellt-wegen-pseudonarkolepsie/

Auch hier ein Fallbeispiel, wo schlussendlich nur geraten werden kann, warum diese Stute eine Weile unter Pseudo-Narkolepsie gelitten hat. Es war irgendwann dann auch wieder weg.

https://edoc.ub.uni-muenchen.de/19431/1/Kiefner_Lena%20Charlotte.pdf

Der letzte Link ist eine 156 lange Doktorarbeit über das Thema

Narkolepsie versus REM-Schlafmangel

Den ersten Teil muss man dazu nicht lesen, denn da geht es um die echte Narkolepsie, und zwar beim Menschen, Hund und Pferd.

Die Form des Schlafmangels beim Pferd kommt dann danach, da fange ich mal an, mir das alles durchzulesen.

Das wird erstmal beschrieben ab der Seite 32 dieser Doktorarbeit.

Da wird schonmal gesagt, dass Pferde, die unter diesem Schlafmangel im Liegen leiden, meistens schon über 15 Jahre sind.

Der Untergrund muss sich zum Schlafen eignen, darf nicht nass oder unbequem sein, damit ein Pferd sich dort gern hinlegt und wirklich in Seitenlage schläft.

Es wurde in dieser Studie herausgefunden, dass Pferde lieber auf Stroh schlafen als auf Spänen. Sie liegen auf Stroh ungeführ 3 x so lange lang in Seitenlage wie auf Spänen.

Ein anderer Grund, warum Pferde sich nicht mehr hinlegen mögen, können Erkrankungen des Bewegungsapparats und damit verbundene Schmerzen sein, aber auch Schmerzen im Brust- und Bauchbereich.

Ein weiterer Grund können Wildtiere sein, die sich in der Nähe ihrer Schlafecke aufhalten. Das verunsichert die Tiere.

Auch können eher rangniedere Pferde, die ständig von ranghöheren beim Schlafen gestört werden, Angst bekommen, sich noch in Ruhe hinzulegen und lassen es dann sein. Da muss man dann für genug Platz sorgen oder aber eventuell auch Pferde, die sich mit diesem Pferd nicht vertragen, anders unterbringen.

Stall und/oder Paddock müssen groß genug sein .. auch trittsicher und nicht glatt, denn auch dann mögen sich Pferde nicht gern hinlegen.

Auch Lärm, extreme Temperaturen, Stress durch die Turniersaison oder aber ein zurückliegender Klinikaufenthalt und bei trächtigen Stuten das Ende der Trächtigkeit können dazu führen, dass sich Pferde nicht mehr hinlegen mögen.

Als Therapie wird empfohlen, unbedingt die Gründe herauszufinden und dann abzustellen.

Dabei können auch Langzeitvideoaufnahmen helfen, auf denen man dann sieht, ob die Pferde vielleicht doch schlafen oder warum sie sich nicht hinlegen mögen.

Diese Studie kam folgendermaßen zustande.

Über die Pferdezeitschrift Cavallo wurden Leute gesucht, die bereit wären, an einer Studie über das Schlafverhalten ihrer Pferde teilzunehmen .. das wiederum verbreitete sich dann rasant in allen möglichen Online-Foren.

Eingetragen wurde das dann alles in einen Online-Fragebogen.

Wie genau das gemacht wurde, findet Ihr bei Interesse genau in dieser Doktorarbeit beschrieben. Ich lasse das hier mal aus, weil zu lang für einen Blog-Beitrag.

Es wurden dann danach auch Blutuntersuchungen und so weiter gemacht. Findet Ihr auch alles genau in dieser Doktorarbeit beschrieben.

Zu den Untersuchungen gehörten auch welche des Bewegungsapparats und neurologische Untersuchungen.

Dann folgte die genaue Auswertung, das findet Ihr auch alles in dieser Doktorarbeit genau beschrieben.

Ein Problem war schonmal, dass die meisten Pferdehalter nicht so lange bei ihren Pferden sind, um überhaupt genau sehen zu können, ob diese Pferde im Liegen schlafen, da Pferde das in Phasen, wenn die Besitzer zum Versorgen, Reiten und so weiter da sind, ja nicht machen.

Dass die Pferde sich wälzen würden, könnten fast alle Pferdehalter bis auf weniger Ausnahmen mit ja beantworten.

Es wurde ein Zusammenhang mit einen erst kürzlich erfolgten Stallwechsel bei den Haltungsbedingungen zu den Schlafproblemen festgestellt.

Krankheiten wurden oft festgestellt. Fast die Hälfte der Pferde, die sich nicht hinlegen mochten, hatten orthopädische Krankheiten, viele andere diverse andere Krankheiten.

Ungefähr 25 % der Pferdehalter gaben an, dass ihre Pferde zu sogenannten Stereotypien neigten wie Koppen, Weben, Standenwetzen, Scharren, gegen die Boxenwände treten, im Kreis laufen, Ablecken der Wände und dergleichen.

Verletzungen kamen in den Wintermonaten viel häufiger vor als im Sommer, da so gut wie gar nicht, also dass die Pferde sich beim Hinfallen eine Verletzung zugezogen haben.

Untersucht wurde alles mögliche .. bitte nachlesen.

Interessant .. es wurden von den 177 Pferden dann gründlich untersucht 39.

Alle 39 dieser Pferde waren definitiv in der Lage, sich zu wälzen.

Auch sicher nicht unwichtig .. von den 39 vor Ort untersuchten Pferden hatten 14 eine zu kleine Liegefläche zum Ausruhen zur Verfügung .. also weniger als es laut Tierschutzgesetz empfohlen wird.

Gerade bei der ja empfohlenen Gruppenhaltung ist es wichtig, dass der Offenstall für die Gruppe so viel Liegefläche bietet, dass auch rangniedere Tiere gefahrlos schlafen können, ohne von den ranghöheren daran gehindert zu werden.

Bin jetzt beim Fazit:

Pferde über 15 neigen eher dazu, so etwas zu bekommen.

Jeder Stallwechsel ist Stress und kann ebenso dann dazu führen. Man sollte also versuchen, nicht ständig den Stall zu wechseln, weil jeder Wechsel des sozialen Gefüges bei Pferden einen erheblichen Stressfaktor darstellt.

Gruppenhaltung ist gut, aber es muss dabei auch genug Platz zum Schlafen für alle Pferde, auch die rangniederen da sein.

Pferde, die zu Stereotypien neigen, neigen auch eher zu REM-Schlafmangel. Auch das hat vermutlich mit ungeeigneten Haltungsbedingungen zu tun.

Wenn das Platzangebot so gut ist, dass es eher das Doppelte oder sogar das Dreifache der Leitlinien nach dem Tierschutzgesetz bietet, ist das besser, damit es nicht zu REM-Schlafmangel kommt.

Zumindest ein wenig Einstreu sollte möglich sein, auch auf Gummimatten. Stroh ist da besser als Späne.

Die Zusammenfassung findet Ihr auf der Seite 122.

LG
Renate



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