Donnerstag, 30. Juni 2016

Unsere Chiwa - Teil 3

Wie dieses zarte Pony ausgerechnet mein Pferd wurde

 

 Ja .. als ich Chiwa als ja sozusagen Kinderpony oder höchstens eins für eine schlanke und eher kleine Frau anschaffte, habe ich bei diesem von unseren Pferden am allerwenigsten daran gedacht, dass sie mein Pferd würde, denn ich war schon arg übergewichtig, als ich 1992 anfing, für unsere Familie Pferde hinters Haus zu stellen, außerdem nie so sportlich, nun so eim Temperamentsbündel zu reiten.

Tja .. aber wie sagt man so schön .. und erstens kommt es anders und zweitens als man denkt.

Meine Tochter Esther nahm 2003 Nixe mit, ausgerechnet das Pferd, das ich nun zwar nicht für mich alleine, aber doch als einziges Pferd für mich auch als Reitpferd ausgesucht hatte ... und bei mir blieben zunächst Reno und Chiwa, von denen Chiwa nach ihrem Unfall und der zurück liegenden wirklich schlimmen ersten Hufrehe sowieso erstmal lange nicht mehr reitbar war und Reno für mich schon aufgrund seiner Höhe und Schreckhaftigkeit ebenfalls nicht.

 Mein 1. Mann Hansi und ich bauten ihnen in der Nähe unserer Wohnung in Nettelsee auf eigenem Pachtland also ihr kleines Reich. Es war nicht weit, sie dort zu versorgen. Ich bekam deshalb den netten Handwagen oben im Bild.

Die beiden Kater Aqualang und Luchsuhr zog ich übrigens mit der Flasche auf, fand sie draußen allein.

 Anders als Blanka ... oben mit unserer damaligen Hündin Chérie zu sehen .. die in unserer Wohnung lebte, aber früher noch Freigängerin war .. gewöhnte ich die beiden Kater von frühester Jugend daran, in meinem Heuwagen zu wohnen.

Nach einer Weile, wo es schwierig zwischen uns war, kam uns meine Tochter Esther dann später auch wieder oft mit Enkel Raphael besuchen und half mir ein wenig mit den Pferden. Das wurde allerdings mit zunehmendem Erfolg ihrer eigenen Reitschule dann immer weniger.

 Raphael glaubte damals noch an den Osterhasen, der gerade gekommen war.

Auf unserem Pachtland gab es übrigens dort wirklich viele wilde Hasen und Rehe und zuweilen kamen sogar Wildschweine vorbei.

Mein Sohn Marius wohnte anfänglich noch zu Hause, bevor er aufgrund seines späterem Studiums dann irgendwann auch auszog.

 Im Herbst erlitt Chiwa allerdings dort einen neuen Hufreheschub .. ich vermute von Eicheln ... ein weiterer Punkt war aber, dass ich wieder eine Hufheilpraktikerin nach Strasser da hatte, weil ich alleine anders als früher Eshter jemand für die Hufpflege brauchte.

Das war ein Fehler. Dieser eine Hufreheschub gab sich bald wieder. Was sich aber später lebensgefährlich für Chiwa auswirken würde, war die Hufbearbeitung nach Straßer, denn davon kamen dann Hufgeschwüre, und zwar eins nach dem anderen.

 Na ja ... an dem Tag im Frühling 2004, als der Osterhase gekommen war, da war das noch nicht soweit. Es sollte noch bis zum Herbst dauern, bis es akut wurde.

Das ist bei falscher Hufbearbeitung mit zu flachen Trachten und zu langer Spitze sowie zu dünnen Sohlen nach meiner Erfahrung immer so, dass erste Fehler bei der Hufbearbeitung noch gehen und sich das aber im Laufe der Zeit von Hufbearbeitung zu Hufbearbeitung so drastisch zuspitzt, bis es irgendwann hochgradig gefährlich wird, denn Hufgeschwüre können bei weitem gefährlicher werden als ein normaler Hufreheschub.




Da rechts habe ich übrigens mal einen unserer "Osterhasen" von recht nah dran erwischt.

 Auf den folgenden Fotos waren wir dabei, für Chiwa und Reno ein Round Pen zu bauen, um besser Bodenarbeit mit ihnen machen zu können.

 Herrlich für Pferde war das kleine Waldstück, das wir in Nettelsee auf unserer Pachtweide hatten.

Ihre Schutzhütte haben die Pferde dort so gut wie nie betreten, auch nicht im Winter. Sie suchten eher auch ohne beblätterte Bäume immer in diesem Waldstück Schutz und schliefen dort auch oder auf der Lichtung hinter dem Wald, die geschützt tief lag.



Ja .. und da war es dann passiert. Einmal zu viel die Hufe falsch zurecht gemacht und Chiwa wäre uns im Herbst 2004 um Haaresbreite daran gestorben.

Esther und mein Ex versuchten ihr da am Abend noch zu helfen, bevor am nächsten Tag die Tierärztin kommen würde, die es schaffte, ihr doch noch das Leben zu retten, mir aber sagte, ich muss einen Schmied finden, der anständig arbeitet, sonst wäre Chiwas Leben nicht mehr zu retten.

 Am ersten Tag brachte sie mir ihren eigenen Schmied mit, der Chiwa so gut half, dass sie bald wieder Galopp lief. Danach fand ich dann einen recht guten jungen Schmied, der auch eine Weile blieb, den wir aber irgendwann verloren, weil seine Schwester starb und er deren Reiterhof übernehmen musste.

 An dem Tag, als die Fotoserie oben aufgenommen wurde, hatten wir alle kaum Hoffnung, dass Chiwa den nächsten Tag überleben könnte und Esther telefonierte deshalb mit Viktoria, der Züchterin von Nixe und Reno wegen eines Beistellpferdes .. und die erzählte uns, dass Prima dringend jemand bräuchte, der sich ihr annehmen würde, weil sie sich als unreitbar erwiesen hätte .. und ich würde doch sowieso alleine zu Hause nicht reiten. Also sagte ich dazu ja.
Tja .. und links und unten übte Chiwa schon wieder.

 Chiwa erholte sich nach dieser ersten anständigen Hufbearbeitung so schnell von ihren Hufgeschwüren, dass es kein Problem darstellte, als Prima schließlich 10 Tage nachdem sie so hilflos auf der Seite gelegen hatte, dann bei uns ankam, dass Chiwa mit Reno und Prima sofort mitlaufen konnte, und das sogar auch im Galopp.

 Dass ich Prima nun nicht mehr haben wollte, das hätte ich nicht sagen mögen. Sie war unreitbar, sie brauchte auf ihre Art eben Hilfe, und obwohl sie mir so wild wie sie bei uns ankam, nicht eben geheuer war, ich habe sie behalten und mir gesagt, das sollte so sein.

Dass Prima später so lange Chiwas beste Freundin und oft ihr einziger Halt und heute auch Jürgens Liebling sein würde .. ich habe das damals nicht gewusst. Sowas nennt man wohl Karma.

 Meine Tochter Esther brachte mir die Grundbegriffe professioneller Bodenarbeit bei, denn sie hatte das gerade bei ihrer eigenen Ausbildung zur Western-C-Trainerin im Lehrgestüt Futterkamp ja in diversen Profi-Kursen ausgiebig gelernt.

 So lernte ich recht schnell, außer mit Chiwa und Reno auch mit der wilden Prima umzugehen.



Wie gut sich Chiwa dann mit normal gemachten Hufen erholte, könnt Ihr hier im Round Pen, wo sie nun alle gemeinsam liefen, gut sehen.

 Reno hatte nun zwei Stuten, war Hahn im Korb, was ihm augenscheinlich gut gefiel, und die beiden Stuten vertrugen sich auch sehr gut.

 So wurde es Winter und Ihr seht da, wie gut es Chiwa da dann auch wieder ging.

Unser Pony hatte schon immer viel Kampfgeist und genug Energie, schnell wieder gesund zu werden, egal was auch passiert war.




Als der Winter vorbei war, konnte Chiwa sogar schon wieder das Kunststück Steigen, wie man unten gut sehen kann.


Im Spätsommer 2005 ging Reno dann als weiteres Schulpferd auch auf den Reiterhof meiner Tochter Esther und war dort dann unter anderem wieder mit Nixe zusammen.

Es gab auch noch einige andere Pferde bei  Esther auf dem Hof wie den kleinen Ponywallach Sunny oder Haflinger Hopi.



Als ich diese Fotos im Frühling nach Renos Umzug bei Esther machte, hatten wir sehr gruseliges Wetter. Nun, sowas kommt vor.

 In Nettelsee blieben dann Chiwa und Prima alleine bei mir.

Ich war immer ein Feigling. Ich kann auch nicht gut reiten. Aber der liebe Gott wollte, dass ich zwei besonders temperamentvolle und schwierige Pferde bekomme und mich allein damit auseinandersetzen muss und außerdem keins davon jemals werde reiten können. Das eine, weil es gar nicht geht, das andere, weil es zu oft krank war und ich außerdem viel zu dick für so ein zartes Pony bin. So ist das Leben. Es lässt und zuweilen seltsame Wege gehen.

 Es wurde Winter und auch wieder Sommer und dann auch nochmal wieder Winter ... Chiwa erlebte in dieser Zeit nochmal eine Phase falscher Hufbearbeitung. Die Folgen hielten sich aber in Grenzen .. ich allerdings begriff, wie sehr ich darauf achten sollte, mir die Arbeit von jedem Hufpfleger oder auch Schmied mehr als genau anzusehen.
Keiner der Fachleute, die Pferde falsch behandeln, mag es, wenn man sowas berichtet. Das ist wohl normal, genauso normal wie, dass Pressefreiheit bedeutet, sich über sowas einfach drüber wegzusetzen, um Erfahrungen weitergehen zu können.

 Weil Chiwa so zäh ist, nannte ich sie später immer mein kleines Einhorn.

Rein optisch wurde Chiwa so schneeweiß wie sie dann wurde und so zart, wie sie nunmal ist, dem letzten Einhorn auch immer ähnlicher.


Zuweilen war ich auch nachts bei Mondlicht auf meinem Weideland in Nettelsee.

Wenn Chiwa bei einem lauen Wind im Mondlicht auf einer Lichtung stand, sah sie dem letzten Einhorn noch ähnlicher.


Ich habe für meine Kinder und Enkel ab und zu Märchen geschrieben, so damals auch eines für meinen Enkel Raphael, in dem Chiwa als Einhorn vorkam.

Mein Sohn Marius half mir damals dabei, dieses Märchen auf dem Computer zu vertonen. Früher für meine Kinder habe ich sowas immer mit der Blockflöte, eigenem Gesang und sonstigen experimentellen Geräuschen gemacht.


 Meine Mutter hatte sich übrigens von ihrer gebrochenen Wirbelsäule auch soweit erholt, dass sie wieder in der Lage war, ab und zu auf Krücken selbst mit zu den Pferden zu laufen und dort unsere beiden Kater selbst zu füttern. Meine Mutter war ja zeitlebens ein großer Katzenfan.


 Ja .. und dann kam die Zeit, als meine eigentlich wegen der ständigen Affairen meines Ex nie glückliche Ehe wirklich endgültig in die Brüche ging, Esther mir half und Chiwa und Prima für eine Weile mit in ihrer Reitschule aufnahm.

Es war schade, dass ich damals nicht wusste, dass ich nur wenige Wochen später meinen heute 2. Mann Jürgen kennenlernen würde, der schon kurz nach diesem Umzug die beiden bei Esther kennenlernen würde. Ich gab dieses Weideland damals einer Freundin, die ihres gerade wegen des Autobahnbaus verloren hatte. Sie war darüber froh.

 Was Chiwa, ich und Jürgen dann später bei Esther und in einer ziemlichen Odyssée danach in verschiedenen Pensionsställen erleben würde .. tja in lang kennt Ihr das aus meiner langen Pferdegeschichte, aber auch in der Vorstellung unserer Chiwa werde ich alles noch einmal kurz zusammenfassen.


Aber das mache ich dann im nächsten Teil und höre heute mit dem Foto unten auf, als Chiwa und Prima im Pferdehänger von Nettelsee nach Klausdorf zu meiner Tochter fuhren.

LG
Renate


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen