Sonntag, 5. Juni 2016

Wie Preise für Pferdehaltung entstehen ..

.. und warum auch große Preisunterschiede entstehen


Darüber habe ich am Tag unseres Pferdeumzugs ein sehr interessantes Gespräch mit meiner kleinen Tochter Esther geführt.

Meine Tochter hatte schon als Kind in meinen Augen und denen vieler anderer Menschen sehr viel Talent zum Reiten. Basierend auf ihrer Ausbildung zur Erzieherin machte sie deshalb lange ihr Hobby zum Beruf, noch Kurse zur Western-C-Trainerin, zum Therapeutischen Reiten und startete recht erfolgreich mit einer Reitschule inklusive Pensionsstall.

Jürgen und ich haben nun gerade dringend den letzten Pensionsstall verlassen müssen, weil das Preis-Leistungsverhältnis für uns trotz der Tatsache, dass Chiwa sich dort aufgrund der guten Heuqualität nach ihrem letzten Hufreheschub 2013 wirklich gut erholt hatte, einfach nicht mehr stimmte.

Das war zu Anfang, als der Stall dort noch klein und eher unprofessionell war, nicht so.


Meine Kleine erklärte mir, wie sowas zustande kommen kann.

Ich möchte es hier nun aus dem Gedächtnis heraus auch einmal erklären.

Man fängt eher privat an, es muss nicht so wie bei Esther sein, die zumindest schon mit Unterricht geben, aber zuerst das auch nur mit Nixe und Hopi, also zwei Pferden, startete.

Schon in einem vollkommen privaten Stall wie dem von Jürgen und mir kann es sinnvoll sein, eine weitere Person dazu zu nehmen, denn dann hat man etwas Rückendeckung, falls man mal krank wird. ein drittes Pferd, falls mal eins der Pferde krank werden und isoliert werden sollte und so weiter.

Vermutlich wird man dann aber noch so vorgehen, sich die Kosten brüderlich zu teilen, die bei der Pferdehaltung entstehen.



Sobald man allerdings einen Stall mit der Option betreibt, auch etwas daran verdienen zu wollen, wird man mit zunehmendem Erfolg früher oder später in die Situation kommen, vom Kleinunternehmen aus mit noch wenig Gewinn zu Umsatzzahlen zu kommen, die über die dazu relevanten 17.500 Euro im Jahr hinaus gehen .. und damit ist ein Pensionsstall dann umsatzsteuerpflichtig.

Die Umsatzsteuer in Pensionsställen beträgt 19 % und das Finanzamt kennt für gewöhnlich kein Pardon.

Das weiß ich von früher, als ich die Buchhaltung für das Innenausbauunternehmen meines Ex, der umsatzsteuerpflichtig war, gemacht habe.

Jürgen und ich sind als Texter ein Kleinunternehmen und liegen sowohl unter der Umsatzsteuerpflicht als auch sogar unter der Einkommenssteuerpflicht und rechnen deswegen zur Zeit nur mit dem Jobcenter ab, das uns dann deshalb den Bedarf kürzt, je nachdem wie viel wir verdient haben.



Kämen wir in den Bereich der Umsatzsteuerpflicht, würden wir vermutlich viele Kunden verlieren, denn wir wären dann teurer als jetzt, denn die Umsatzsteuer muss ja drauf geschlagen werden, sobald man verpflichtet ist, sie weiter ans Finanzamt abzuführen.

Genauso geht es auch Pensionsställen, wenn sie plötzlich so erfolgreich sind, dass sie vom Finanzamt aufgefordert werden, in Zukunft Umsatzsteuer abzuführen.

Später kommt dann noch der große Knall mit möglichen Nachzahlungen an Einkommenssteuern, was bei viel Erfolg empfindlich hohe Summen werden können.

Das bricht dann vielen Pensionsställen das Genick, weil ihnen nach den entsprechenden Preiserhöhungen oft so viele Kunden weglaufen, dass sie das nicht überstehen.

Meine Tochter arbeitet heute als Erzieherin. Sie sagte, sie hat zuletzt pro Einsteller nicht mehr als 20 Euro im Monat netto übrig gehabt, mit den Reitstunden nach Abzug der Kosten für die Schulpferde gar nichts mehr verdient, sondern eher was zugesetzt, weil auch die Versicherungen und dergleichen sie aufgefressen haben und verdient in ihrem mal erlernten Job deshalb heute viel besser.

Sie hält heute nur noch ihre Nova als einziges Pferd ganz privat und reitet auch ganz privat.

Das Hobby zum Beruf zu machen, war zuletzt Stress pur und rentierte sich gar nicht.

Die Einsteller hätten das allerdings nicht verstanden.

Nun .. ich habe das schon alles verstanden, denke ich.

Es lässt mich auch im Nachhinein verstehen, was mit Nixe und Reno passiert ist, auch wenn mir das nicht den Schmerz nimmt, das die zwei verkauft werden mussten.

Ich kann so auch besser verstehen, was in unserem letzten Pensionsstall passiert sein wird, der ja immer größer wurde in der Zeit, als wir dort waren.

Aber trotzdem war unser Weggang dort zuletzt, so gut wie es zu Anfang auch war, der reine Horror für uns und wir hätten dort auch nicht mehr bleiben können, denn die Pferdehaltung muss schließlich auch für den Pferdehalter bezahlbar bleiben, egal inwiefern das Finanzamt an solchen Umständen dann die Schuld haben wird.

Nun ja .. wie auch immer .. wenn jemand gerade seinen Stall wechseln muss, weil der nicht mehr zu bezahlen ist, vielleicht kann er nach diesem Text ein wenig milder über seinen ehemaligen Stallbetreiber urteilen. Gehen wird er trotzdem müssen, wenn es zu teuer geworden ist.

LG
Renate

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