Donnerstag, 20. April 2017

Wie reagieren Pferde auf Überforderung?

Ich suche mehr Infos, warum wir diese Probleme mit eigentlich beiden Pferden hatten bzw. schon wieder haben


Hier ein Text mit dem Titel: Wenn sich das Pferd weigert

Das trifft eigentlich den Nagel auf den Kopf.

Ich möchte aus diesem schönen Text mal zwei Passageh hierher kopieren, die meine Fragen eigentlich schon beantworten:

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Wenn das Pferd nicht tut, was es soll, ist das Problem immer im Sattel zu suchen. So eine alte Weisheit. 
Aber woran liegt es, wenn das Pferd seine Bereitschaft, mitzuarbeiten, aufkündigt?

Das Pferd steigt, bockt, rennt unter dem Sattel davon oder lehnt sich auf den Zügel. Der Reiter weiß sich nicht mehr zu helfen und ist mit der Situation zunächst überfordert. Schnell hört man den Reiter sagen, der Gaul ist widersetzlich oder der Bock testet seine Grenzen. Wer sein Pferd als ‚Gaul‘ oder ‚Bock‘ bezeichnet, disqualifiziert sich. Angebracht wäre eher, zu hinterfragen, warum sich das Pferd widersetzt beziehungsweise sich entzieht und wann der Streik des Pferdes mit meist subtilen Anzeichen tatsächlich begonnen hat. Denn meist muss das Pferd sehr deutlich werden, bevor der Mensch zuhört. 

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 Die Kündigung der Pferde uns gegenüber kann sich in unterschiedlichen Bildern zeigen. Während die gutmütigeren Pferde dazu neigen, phlegmatisch zu werden und nicht mehr vorwärts zu wollen, wird das andere den Weg der Flucht suchen, um sein Heil zu finden. Sensible Pferde verspannen sich, werden unruhig und neigen zu Taktfehlern. Andere fressen den Kummer in sich hinein, schlagen mit dem Kopf oder verstecken sich hinter dem Zügel. Charakterstarke Pferde reagieren mit Steigen, Bocken, Scheuen und reißen dem Reiter die Zügel aus der Hand. 
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Daraus auch mal ein paar Textzeilen, die mir besonders wichtig erscheinen:

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Die "sieben" Todsünden für die Psyche des Pferdes
Nicht nur bei Menschen, nein auch bei Pferden kann eine Verletzung der Psyche schwere Störungen verursachen. Oft sieht man diese nicht so deutlich wie bei einem Menschen, aber z.B. Desinteresse, "Arbeitsverweigerung", Untugenden, gestörtes soziales Verhalten, Durchfall und Schreckhaftigkeit können darauf hindeuten, dass die Psyche des Pferdes, verletzt, gestört oder einfach manipuliert wurde.
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Die 1. und wichtigste Regel ist:
 

Betrachte Dein Pferd als Individuum

Dein Pferd ist kein Sportgerät, kein Auto und auch kein Teddybär. Bringe ihm genügend Respekt entgegen. Lasse es nicht "links liegen". Behandle es gerecht. Nicht ist für ein Tier schlimmer als ungerechte Behandlung.
Nehme Dir Zeit mit ihm zu reden, auch mal spazieren zu gehen und auch einfach mal bei ihm zu stehen. Viele Pferde genießen es bei den "menschlichen" Unterhaltungen einfach mal "dabeizustehen". 
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Überforderung

 
Eine Überforderungen des Pferdes stellt meist massive Probleme. Oft bietet sich ein Pferd auf Grund seines Gebäudes, seiner Gangarten oder seines Sprungvermögens an, und oft lassen sich Ausbilder und Reiter dadurch verleiten, zu schnell zu viel von dem Pferd zu verlangen. Wir erwarten ja auch nicht. dass unsere Kinder in der 3. Klasse bereits die Einsteinsche Relativitätstheorie begreifen oder nach 1 Jahr Sport als Champions im nationalen oder internationalen Sport auftreten. 
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Daraus mal was über den Umgang mit eher nervösen Pferden .. denn unsere Prima ist dieser Typ Pferd:
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Nervosität als Spannungspotential

Die mehrfache Dressur-Olympiasiegerin Nicole Uphoff-Selke beschreibt als typische Anzeichen für Nervosität unter anderem, dass die Pferde häufig stark schwitzen: „Das ist ein Zeichen, dass sie sich innerlich sehr aufregen.“ Außerdem würden diese Pferde schnell heiß werden, die Grundgangarten nicht klar und in Ruhe ausführen können. „Die Pferde gehen keinen Schritt, zackeln an, im Galopp springen sie nicht durch, sondern gehen ‚kratzig’. Darüber hinaus sind die Pferde häufig abgelenkt und unkonzentriert, müssen oft äppeln und scheiden dabei zumeist Durchfall aus.“
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Da ich Prima so gut wie meine eigene Westentasche kenne, würde ich sagen, sie ist genau der Typ Pferd, den Nicole Uphoff-Selke da beschreibt.
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Noch eine Textpassage, die genau das widerspiegelt, was ich in den letzten Monaten beobachtet habe und worin ich den Grund für unsere Probleme mit Prima sehe ... zu viel Hektik und die Unfähigkeit, sich auf sie zu konzentrieren und dabei von ihr viel zu viel zu verlangen, aber nicht zu sehen, dass sie längst am Ende ist.
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 Nervöses Spiegelbild

Pferde sind der Spiegel ihrer Reiter. Wie sieht es denn mit Ihrem Nervenkostüm aus, sollten Sie sich in diesem Zusammenhang also fragen und wissen, dass eine unruhige Ausstrahlung des Reiters Unsicherheit beim Pferd hervorruft. Hektik im Stall und im Sattel gehen dem Pferd nicht nur auf, sondern auch an die Nerven.
Bemühen Sie sich selber also um ein Höchstmaß an Gelassenheit und Souveränität im Umgang mit Ihrem Vierbeiner…
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Ob ein Reiter sich überhaupt dazu eignet, mit einem nervösen Pferd umgehen zu können, ist eine Frage von Ehrlichkeit und Charakter. Nicole Uphoff-Selke: „Der Reiter muss sich selber ganz genau einschätzen. Es bringt nichts, wenn man als Reiter selber schnell auf 180 ist, hektisch, ungeduldig und vielleicht sogar zornig wird. Da muss man schon ehrlich zu sich selber sein. Das hat auch überhaupt nichts damit zu tun, ob man gut reitet oder nicht so gut. Das ist in erster Linie eine Frage des Charakters – und der Selbstdisziplin.“
Die rheinische Reiterin erinnert sich noch gut daran, wie ihr Erfolgspferd Rembrandt sie in jungen Jahren immer wieder aufs Neue einer Geduldsprobe unterzogen hat: „Ich habe durch ihn, der ausgesprochen nervig war, gelernt, das Pferd nicht als Sportgerät zu begreifen, sondern als Partner mit eigenen Ecken und Kanten."
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Anzeichen von Unruhe/Nervosität beim Pferd

  • Anstieg der Herzfrequenz
  • Aufgeregtes hin und her laufen/ Flucht (wenn möglich)
  • Wiederholtes Wiehern
  • Schwitzen
  • Zittern
  • Häufiger Kotabsatz
  • Verweigerung/Scheuen
  • Panik durch andauernden Stress
  • Entstehung von Stereotypien
  • Magenulzera/Koliksymptome 
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Konsequenz für mich, weil ich diejenige bin, die für meine Pferde die Verantwortung hat:

Sie haben beide mehr als deutlich gezeigt, dass was nicht stimmt, dass überhaupt nichts mehr stimmt, bis ich ihnen zugehört habe, wie das oben jemand so schön formuliert hat.

Ich werde in Zukunft mit Prima grundsätzlich nur noch selbst arbeiten oder Jürgen arbeiten lassen, egal welches Argument da kommt.

Und ich werde auch bei Chiwa ab jetzt immer in der Nähe sein und aufpassen, dass es auch bei ihr nicht wieder zu viel wird, auch wenn sie nicht ganz so heftig reagiert hat. Oder Jürgen aufpassen lassen, auch egal, welches Argument da kommt.

Das bin ich meinen beiden Gnadenbrotpferden, die mir das Schicksal anvertraut hat, nämlich schuldig.

LG
Renate

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