Samstag, 1. April 2017

Regeln, nicht nur für Pferde, sondern auch für Menschen

Besonders wichtig, wenn mehrere Menschen mit mehreren Pferden gemeinsam arbeiten

Der Link unten hat was mit Regeln zu tun, die Menschen, ob nun bewusst oder unbewusst, fast immer aufstellen, wenn sie mit einem Pferd etwas tun.

Und zwar schreibt die Autorin, diese Regeln sollten doch eigentlich für beide Seiten gelten, für Menschen und für Pferde, denn Pferde sollten sich darauf verlassen können, dass auch die Menschen sich an Regeln halten, wenn sie von einem Pferd erwarten, dass es sich auch an bestimmte Regeln halten sollen, die ein Mensch für sie aufgestellt hat.

Was für Regeln das sind, schreibt die Autorin, kann individuell ganz verschieden sein. Es kommt dabei immer darauf an, was den Menschen dabei beim Umgang mit ihrem Pferd besonders wichtig ist.
..
Tja ... als ich das las, sind mir in Bezug auf die Probleme, die sich in den letzten Wochen mit unseren beiden Pferden für uns ergeben haben, diverse Gedanken gekommen.
...

Jürgen und ich haben unter Garantie im Laufe der ca. 10 Jahre, die wir nun zusammen sind, eine gemeinsame Form gefunden, wie wir mit unseren Haustieren genau umgehen.

Wir wissen genau, was uns wichtig ist, wenn wir was von diesen Tieren wollen. Die Tiere können sich aber auch darauf verlassen, dass bestimmte Verhaltensweisen von Jürgen und mir ihnen gegenüber grundsätzlich gleich sind.

Dass das zwischen Jürgen und mir von Anfang an ziemlich nahtlos gut geklappt hat, hat sicherlich den Grund, dass wir beide uns von Natur aus und von unserem Empfinden gegenüber dem Verhalten, das man einem Tier gegenüber an den Tag legen sollte, auch sehr ähnlich sind.

Das war übrigens trotz aller Probleme in meiner Ehe in Bezug auf den Umgang mit Tieren bei meinem ersten Mann und mir schon ganz genauso. Und wir alle drei haben das so von unseren Eltern übernommen und logischerweise an unsere Kinder schon durch die Lernmethode des Lernens am Modell so weitergegeben.
...
Bewusst haben weder mein 1. Mann oder ich und auch Jürgen und ich nie Regeln aufgestellt, aber es gibt diese Regeln, und das sind sehr viele, was mir klar wurde, als ich diesen Text gelesen habe.

Diese Regeln haben auch nichts damit zu tun, dass sie frei erfundene gedankliche Konstrukte sind, sondern ganz gefühlsmäßige Dinge, die wir von Natur aus beide verinnerlicht haben und gar nicht anders können.
...
Tja ... was empfinde ich dabei, wenn ich unseren Pferden ein neues Weidestück aufmache?

Nun ich freue mich, dass sie sich gleich darüber freuen werden, wenn ich das neue Tor aufmache und sie begeistert rüberlaufen, um da das junge Gras zu genießen.

Und was empfinde ich dabei, wenn dann ein Kind meint, ausgerechnet dann reiten zu wollen, gar nicht auf die Idee kommt, vom Pferd zu steigen und weiterreitet, obwohl das andere Pferd schon auf der neuen Weidefläche grast und seine Mama auch noch sagt: "Setz Dich durch".

Nun ich fühle mich wie ein HB-Männchen, das kurz davor ist, senkrecht in die Luft zu gehen und sich nur mühsam zusammennimmt, um keinen Streit zu provozieren.
...
Was empfinde ich dabei, wenn ein Kind ununterbrochen so tut, als würde es für meinen Hund einen Ball werfen wollen und den Hund einfach grundlos ärgert, der so ein Verhalten überhaupt nicht verstehen kann.

Nun es macht mich wütend, weil ich mir sage, es hat diesem Kind nie jemand beigebracht, dass man Tiere nicht ohne Grund ärgern sollte.
...
Was empfinde ich dabei, wenn ein Kind durchaus gut gemeint, meinen Hund liebevoll in den Arm nimmt, drückt ohne Ende, sich auf ihn drauflegt und mein Hund schon die Zähne fletscht und ich mich frage, ob er nicht womöglich gleich zubeißt, weil ihm das zu viel wird, obwohl er bisher noch nie ein Kind gebissen hat?

Nun ich frage mich, warum es bisher kein Menschen diesem Kind klargemacht hat, wo die Grenzen sind, die man einem Tier auch beim gut gemeinten Schmusen zumuten darf, weil dieses Tier kein Spielzeug ist.
...

Das sind jetzt nur drei Beispiele von für Jürgen und mich ganz selbstverständlichen verinnerlichten Regeln im Umgang mit unseren Pferden und unserem Hund. Als wir das so erlebt haben, haben wir beide automatisch das Gleiche gedacht. Diese Liste könnte ich jetzt fortsetzen mit vielen anderen ähnlichen Beispielen.
...
Was ich denke, was an der Zeit ist zu tun ist, in Zukunft solche eigentlich ungeschriebenen Regeln im Umgang mit unseren Haustieren sofort immer dann zu formulieren, wenn sie gebrochen werden.

Das ist notwendig, denn bisher haben sich unsere Haustiere, die Pferde und auch unser Hund, immer darauf verlassen können, dass sich Menschen ihnen gegenüber auf eine ganz bestimmte Art und Weise verhalten .. und dass diese Menschen auch die Regeln den Pferden gegenüber konsequent berücksichtigen.

Dazu gehört auch, ein Pferd beim Reiten oder der Bodenarbeit in Ruhe zu lassen und nicht weiterzujagen, wenn es mal äppeln muss.

Dazu gehört auch, darauf zu achten, ob ein altes Pferd und selbst ein junges erschöpft ist und man mit der Arbeit aufhören oder langsam weitermachen sollte.

Dazu gehört aber auch darauf zu achten, wenn man mit dem Pferd etwas tut, dass das Pferd einen auch versteht und dieses Spiel zwischen zwei Wesen so aussieht, dass es eine wirkliche Kommunikation ist.

Dazu gehört auch zu merken, wenn ein Pferd sich nicht mehr konzentrieren kann und Abwechslung ins Spiel zu bringen, denn Pferde können sich nicht unbegrenzt lange konzentrieren und werden aggressiv, wenn sie nur sinnlos gejagt werden statt so mit ihnen zu arbeiten, dass es sie nicht langweilt und alle Seiten Spaß haben.
...
Dazu gehört auch noch viel mehr, was mir jetzt sicher nicht alles einfällt, sondern sich eben aus der Situation ergibt, wenn man mit den Pferden zusammen ist und mit ihnen arbeiten und sogar dann, wenn man nur bei ihnen auf der Weide ist.
...
Im Jahr 2001 habe ich eine Weile drei Kindern erlaubt, bei uns zu reiten. Diese Kinder haben bald die Weide der Tiere als Bolz- und Spielplatz betrachtet, rumgebrüllt, sich dort geprügelt und so eine Unruhe verbreitet, dass dann unser Knabstrupper Reno angefangen hat, jeden Menschen wütend anzugreifen, der auch nur den Versuch unternommen hat, auf die Weide zu gehen, sogar uns selbst. Menschen waren für ihn zu etwas geworden, vor denen er seine Stuten Nixe und Chiwa hat beschützen wollen.

Ich habe deshalb damals diesen Kindern rigoros verbieten müssen, jemals wieder zu unseren Pferden zu gehen. Vorher haben wir versucht, mit ihnen zu reden. Sie haben es aber nicht verstanden. Das ältere Mädchen, das damals laufend auf ihre beiden kleinen Brüder aufpasste, weil ihre Mutter keine Zeit für sie hatte, konnte übrigens sehr gut reiten. Es ist lange her, aber diese Geschichte ist mir heute wieder eingefallen.

Unser Reno war vorher nie aggressiv zu Menschen und nach einer Weile danach auch nicht mehr. Ich gehe übrigens davon aus, dass dieses Mädchen Pferde sehr gern hatte und auch viel Verantwortungsgefühl ihren Brüder gegenüber an den Tag gelelgt hat, von denen wir später erfuhren, dass ihr einer davon ein Jahr später im Winter unter ihrer Aufsicht auf einem Teich ins Eis einbrach und starb. Dieses Kind war in ihrem zarten Alter einfach hoffnungslos überfordert und diese Nervosität aller drei war für unsere Pferde damals einfach zu viel.

Es hat diesem Kind und auch ihren Brüdern aber sicherlich vorher nie jemand erklärt, dass Pferde keine Menschen sind und was für Bedürfnisse diese Tiere haben und dass so viel Unruhe für ein Fluchttier wie ein Pferd einfach entschieden zu viel für sein dünnes Nervenkostüm war.

Wer mit Pferden umgeht .. das ist etwas, das ich auf jeden Fall verinnerlicht habe, sollte sich immer klar darüber sein, dass Menschen Jäger und Pferde Beutetiere sind .. und sich niemals auch nur auf der Weide so verhalten, wie es ein Jäger tun würde. Das macht den Tieren Angst.

Tja ... unten ein toller Link darüber, wie man ganz individuell zwischen Mensch und Pferd Regeln aufstellen kann und sich dann aber auch daran halten sollte.

Und wenn mehrere Menschen vor haben, gemeinsam was mit Pferden zu tun, dann sollten sie sich nach Möglichkeit den Pferden gegenüber identisch verhalten, denn alles andere bringt ein Pferd sonst vollkommen auf dem Lot.


LG
Renate
 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen