Es wurden zwei weitere Pferdelinien entdeckt
Dass die Annahme falsch ist, das Przewalski-Pferd ist ein Wildpferd und damit ein Urahn unserer Hauspferde, habe ich hier ja schon vor einer Weile einmal aufgezeigt. Heute weiß man, auch diese Pferderasse ist bereits eine Zuchtform und wirklich Wildpferde gibt es auf der Erde heute gar nicht mehr.
Nun habe ich hier aber was Neues gefunden, nämlich dass inzwischen von der Wissenschaft noch zwei weitere Pferdelinien entdeckt worden sind. Ich habe Euch den Link mal hier rein kopiert und werde daraus ein paar Zitate drunter stellen, die ich besonders wichtig finde. Den Rest bitte wie immer selbst lesen, weil ich nicht alles kopieren, sondern nur einiges zitieren darf.
https://www.sueddeutsche.de/wissen/pferde-zoologie-tierforschung-1.4431075
Zoologie:Die Zähmung des Pferdes
...
- Wissenschaftler gehen der Frage nach, wie die heutigen Hauspferde zu dem geworden sind, was sie sind.
- Die Existenz von zwei heute ausgestorbenen Pferdelinien leiten die Forscher aus Analysen umfangreicher DNA-Proben ab.
- In künftigen Studien wollen die Experten auch Anfänge der Mensch-Pferd-Beziehung untersuchen. Denn nach wie vor ist unklar, wo Pferde erstmals domestiziert wurden.
Das Pferd zu verstehen, fällt nicht immer leicht, was jeder
Reiter bestätigen kann. Erst recht geht es Wissenschaftlern so, die
nicht nur das einzelne Tiere erkunden, sondern das große Ganze. Konkret
also die Frage: Wie sind unsere heutigen Hauspferde zu dem geworden, was
sie sind? Noch immer klaffen große Wissenslücken in der
Domestikationsgeschichte von
Equus caballus.
Die einzige Möglichkeit, hier
weiterzukommen, liegt in einem interdisziplinären Ansatz. Mit diesem
Gedanken haben sich Genetiker, Evolutionsbiologen sowie Archäologen
zusammengetan und
im Fachmagazin Cell
die bisher umfangreichste Rekonstruktion geliefert, wie und wo das
Pferd vor etwa 5500 Jahren zum Haustier wurde. Die grundlegende
Botschaft der 120 Autoren um Studienleiter Ludovic Orlando von der
Universität Toulouse klingt zunächst ernüchternd: Die Geschichte des
Hauspferdes ist demnach noch deutlich komplexer als bislang gedacht.
Einst existierten zwei weitere Pferdelinien - auf der Iberischen Halbinsel und in Sibirien
Das
zeigt sich zum Beispiel in der neu gewonnenen Erkenntnis, dass die zwei
heute bekannten Pferdelinien - das Hauspferd und das Przewalski-Pferd -
bis vor gut 4000 Jahren in Gesellschaft von weiteren Pferdevarianten
lebten. Den Autoren zufolge existierten einst zwei weitere Linien, eine
auf der Iberischen Halbinsel und eine in Sibirien. Beide waren weder
direkte Vorfahren der Hauspferde noch der Przewalski-Pferde, sondern,
"so etwas wie die Neandertaler für den modernen Menschen", wie Orlando
sagt. Schon in früheren Analysen hatten er und seine Kollegen die lange
gängige Ansicht widerlegt, wonach die Przewalski-Pferde den Ursprung der
Hauspferde darstellen. Vielmehr haben sich die Przewalski-Pferde mit
ihrer charakteristischen Steh-Mähne und den gestreiften Beinen einst aus
verwilderten Hauspferden entwickelt, ähnlich wie etwa die Mustangs in
den USA oder die "Wildpferde" in der afrikanischen Namib.
...
Was die DNA-Reste jedoch nicht verraten: Warum sind die
beiden Linien wieder verschwunden? Erstautor Antoine Fages von der
Universität Toulouse vermutet das Vordringen des Menschen als wichtigste
Ursache. Äußerlich hatten die einst auf der Iberischen Halbinsel
beziehungsweise in Sibirien lebenden Pferde wenig Ähnlichkeit mit jenen
Tieren, die heute über Dressurplätze tänzeln, im Springparcours über
Wassergräben fliegen oder auf Rennplätzen über die Zielgerade hetzen.
Die heute ausgestorbenen Pferde-Vertreter waren vermutlich kräftig und
plump, wie die genetischen Untersuchungen zeigen.
Es
dauerte, bis in der europäischen Pferdewelt Eleganz und Schnelligkeit in
Mode kamen. Rund drei Jahrtausende lang hatte der Mensch schon mit dem
Pferd an seiner Seite gelebt, ehe er etwa im 7. Jahrhundert begann,
Reittiere mit leichtfüßigem Körperbau zu schätzen. Der entscheidende
Anstoß dazu dürfte von den Persern gekommen sein, vermutet das
interdisziplinäre Autorenteam. Die Expertengruppe konnte die
Veränderungen im Erscheinungsbild der Tiere an genetischen Markern
nachvollziehen, die für Merkmale wie Geschwindigkeit und Beweglichkeit
stehen. Demnach begannen die Europäer etwa zeitgleich mit der
islamischen Expansion im Mittelmeerraum, ihre Pferde unter
Gesichtspunkten zu züchten, die im Sassanidenreich der Perser schon
länger angesehen waren.
...
Noch im vergangenen Jahr galt die Botai-Kultur in Kasachstan als Wiege des Hauspferds
In
künftigen Studien werden ihn und seine Kollegen jedoch genau diese
Anfänge der Mensch-Pferd-Beziehung beschäftigen. Nach wie vor ist
unklar, wo Pferde erstmals domestiziert wurden. Dieses Ereignis sei
zentral für die Menschheitsgeschichte, so der Studienleiter, und bis
heute unverstanden. "Das ist irre", sagt Orlando.
Dabei
schien die Sache bereits einmal geklärt zu sein. Bis zum vergangenen
Jahr hielten Wissenschaftler die Angehörigen der einstigen Botai-Kultur
in der kasachischen Steppe für die ersten Pferdeflüsterer. Doch wie so
viele Annahmen rund um die Haustierwerdung des Pferdes stellte sich auch
diese als falsch heraus. Und die Iberische Halbinsel, bis vor Kurzem
noch eine mögliche Heimat der ersten Pferde-Domestikation, scheidet laut
der aktuellen Studie ebenfalls aus. Nach seinem Tipp für den
wahrscheinlichsten Ort der ersten Pferde-Zähmung gefragt, zählt
Erstautor Fages nurmehr drei Regionen auf: das heutige Anatolien, die
Region Pontokaspis in der Eurasischen Steppe und den Nahen Osten.
Vermutlich wird sich auch bei den kommenden Studien zu dieser Frage
wieder einmal zeigen: Das Pferd lehrt den Menschen Geduld - und die
Fähigkeit, immer wieder die Perspektive zu wechseln.
....
Mehr dann oben im Link, falls Euch das interessiert.
LG
Renate
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