Sonntag, 20. Oktober 2019

Claudia Nehls, ihre Stute Sina und ihre Erfahrungen mit dem Thema Hufrehe und Fruktan

Claudia gehört zu den Menschen, mit denen ich so ziemlich am meisten übereinstimme


 Chiwa und auch ihre neue Rehekollegin Luna, die anders als die ja immer schlank gewesene Chiwa eher zu den sehr moppeligen Pferden gehört, haben den Sommer mit Weidegang, aber auch Spezialfresschen je nach Typ und das ganze Jahr durch gutes Heu dazu, supergut überstanden. Keine war krank und die anderen Pferde dieser Seniorenherde, die ja keine typischen Rehekandidaten sind, sind auch alle gesund geblieben.
 Noch sind auch alle auf der Weide, ich habe Euch ja kürzlich erst Fotos von allen gezeigt, wie sie diesen schönen Sommer erlebt haben, aber die Zeit der Nachtfröste und so weiter kommt klar auf uns zu und dann wieder die Panik vor Fruktan.

Ich habe zumindest bei Chiwa nie die Erfahrung gemacht, dass Fruktan im Gras bei ihr die Ursache für einen neuen Hufreheschub gewesen ist ...es waren bei ihr wenn es um Futter ging, grundsätzlich das Vitamin B1 zerstörende Dinge.
 Dabei handelte es sich um die Giftpflanze Sumpfschachtelhalm, um viel zu viele Eicheln aus den Bäumen im Knick, auch um zu viel Weißklee auf manchen Weiden, aber nie Gras an sich.

Und schließlich löste den letzten Reheschub bei Chiwa Schimmel im Winterfutter aus in einem Stall, wo sie den Weidegang vorher supergut vertragen hatte. Auch Schimmel ist etwas, dass das Vitamin B1 zerstört.
 Warum nicht jedes Pferd gleich empfindlich auf Giftpflanzen wie Sumpfschchtelhalm, zu viele Eicheln, zu viel Weißklee oder Schimmel im Futter reagiert .. nun ich weiß das bis heute nicht, aber eins weiß ich genau.

Bei Chiwa muss man mit diesen Sachen aufpassen. Fruktan spielt bei ihr garantiert überhaupt keine Rolle.

Ein weiterer Grund für mechanisch ausgelöste Probleme der Hufe, was dann aber eher Hufgeschwüre als Hufrehe selbst waren, war falsche Hufbearbeitung, um gut gemeint die Hufrehe so zu behandeln. Zu flache Trachten, eine zu lange Spitze, zu dünn geschnittene Sohlen waren Gift für Chiwa, das gab sofort Hufgeschwüre.

 So ... nun möchte ich mal die Meinung von Claudia Nehls zum Thema Fruktan hier verlinken.

Weil ich kenne die Studie der Hochschule Hannover ja auch und genauso die ja einfach nur Tierversuche mit Riesenmengen von künstlicher Stärke oder künstlichem Fruktan, was Pferde in der freien Natur doch gar nicht fressen können.

Und damit beschäftigt sich Claudia auf der folgenden Seite unter anderem auch:

https://www.tierheilkundezentrum.eu/pferde/krankheiten/hufrehe/
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Zitat daraus:
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So finden viele – wie ich meine – unnötige Pferdeversuche statt, in denen den Pferden beispielsweise Protein, Fruktan, Zucker, Insulin, Inulin oder Stärke mit einer Nasenschlundsonde oder Magensonde in synthetischer Form und in „einer Portion“ in solch hohen Mengen eingegeben werden, wie sie im wirklichen Pferdeleben komplett unreal sind. Dass die meisten Pferde dieser Versuche entsetzlich leiden und nach Abschluss dieser „Studie“ eingeschläfert werden, versteht sich wohl von selbst!
Besonders interessant ist für den Pferdemenschen mit Rehepferd dabei aber diese Fruktan Studie, da unsere heutigen Rehepferde inzwischen ja generell striktes Weideverbot aufgrund der “Fruktan Gefahr” oder auch des “Fruktan Märchens” bekommen. Daher gehe ich auf diese hier einmal näher ein: Es gibt einige verschiedene Studien zum Thema Fruktan, auch einige aus dem Ausland. Interessant dürfte für uns jedoch diese Studie aus Deutschland sein: Diese Studie von der Landwirtschaftskammer in Zusammenarbeit mit der tierärztlichen Hochschule Hannover kam zu dem Schluss, dass Fruktan in der Praxis keine Hufrehe auslösen kann und zeigte auf, dass ein 500 KG Warmblutpferd ca. 3 Tage ununterbrochen Gras fressen müsse, damit die im Versuch ermittelte Hufrehe auslösende Fruktanmenge von 7,5 g aufgenommen wird. Und dann würde dieses Pferd ja diese Fruktanmenge noch in natürlicher Form zu sich nehmen und hiermit würde diese komplett anders (besser und bedeutend langsamer, da sie ja auch erst im Verdauungstrakt aufgespalten wird…) verstoffwechselt, weil Gräser erst aufgeschlossen werden müssen. Diese hohe und auf einmal verabreichte Menge synthetischen Fruktans hat bei allen „Versuchspferden“ Hufrehe ausgelöst und somit war als Auslöser das Fruktan nicht nur im Gespräch, sondern inzwischen soweit in aller Munde, dass Rehepferde keinerlei Weidegang mehr bekommen. Es ist inzwischen geradezu verpönt, das Rehepferd auf die Weide zu lassen. Und warum das alles? Weil Irgendjemand irgendwann einmal auf die Idee kam, Fruktan zum Hufrehe Auslöser zu erklären (aber nicht diese Studie, denn die beweist ja das Gegenteil..)!
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 Und was hat es den Hufrehe Pferden gebracht? Keinen Weidegang mehr, jedoch weiterhin Hufrehe! Nicht zu vergessen aber auch noch das Wässern von Heu (mindestens 1 Stunde..), damit die Fruktane “ausgewaschen” werden, welch ein Blödsinn!
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 Mehr findet Ihr in dem Link oder überhaupt auf der Seite von Claudia.

Das betrifft auch inzwischen noch viele andere Krankheiten neben der Hufrehe, mit denen sie sich im Laufe der Jahre beschäftigt hat und Erfahrungen gesammelt.

Die Art, wie Claudia heute mit ihrer Rehestute Sina umgeht, hat viel Ähnlichkeit damit, was ich auch in Bezug auf Chiwa gelernt habe.

 Chiwa braucht genug Bewegung .. am besten auch im Winter auf einer Ganzjahresweide oder zumindest viel Platz in einem Auslauf mit anderen Pferden, Offenstallhaltung .. eine vernünftige Hufstellung, nicht zu steil, aber auch nicht zu flach und eine nicht zu heftig ausgeschnittene Hufsohle ... Vorsicht mit Giftpflanzen aller Art in ihrer Nähe .. Umsicht in Bezug auf Schimmel in ihrem Futter ...Omega-3-Ölsamen in ihrem Zusatzfutter und wenn möglich auch gesunde Kräuter wie Brennesseln, Weide, Klettkraut und so weiter.
 Chiwa braucht aber auch eine stressfreie Umgebung .. sie muss die Möglichkeit haben, zu anderen Pferden zwar Nähe zu suchen, ihnen aber auch schnell genug ausweichen zu können, damit sie keine Tritte oder Bisse abkriegt, denn Chiwa gehört nicht zu den sehr durchsetzungsfähigen Pferden.

Also Pferdegesellschaft mit genug Ausweich- und Abstandsmöglichkeiten. Dann ist sie glücklich und zufrieden.

So einen Matsch wie in dem Stall, aus dem wir da oben damals gingen, den braucht sie nicht.
 Das war dann zu viel des Guten, als der Bauer eine Reithalle gebaut, viel zu viele neue Pferde aufgenommen und an der Reithalle noch nichtmal vernünftige Regenrinnen angebracht hatte, so dass das ganze Wasser in unseren Auslauf lief und den Auslauf in einen Sumpf verwandelte.

Pferde mögen nicht im Sumpf laufen und bewegen sich dann zu wenig. Sowas geht gar nicht bei einem Rehepferd.

 Unsere Pachtweide in der Feldmark, auf die Ihr uns da gerade im Mai 2016 einziehen seht, wäre optimal gewesen.

Leider hatten wir dort zwei ganz gemeine Stalkerinnen an den Hacken, die uns diese Weide nicht gegönnt und ständig hinter uns alles verhetzt haben, was sie nur haben erreichen können, sogar die eigene Familie auf einen raufgehetzt. Ebenso Bauern, bei denen wir Heu gekauft haben, Nachbarn, Behörden oder wildfremde Menschen in sozialen Netzwerken, was mit das Schlimmste war.
 Ohne diese beiden Stalkerinnen hätten unsere Pferde dort vermutlich gesund alle drei alt werden können, auch Rehepferd Chiwa.

Aber nun ja ...Shit happens .. und diese beiden Hexen waren nunmal da und konnten so ihr böses Werk nach über 2 Jahren Kampf gegenan doch vollenden.

Wir mussten die Weide schließlich aus Angst um unsere Pferde aufgeben, weil laufend giftige Dinge über den Zaun gefüttert wurden, die unseren Schecken Thunder getötet haben und Chiwa und Prima sehr geschadet.

 Der Gnadenhof, wo wir Chiwa und Prima dann in reiner Verzweiflung hingebracht haben, ist weit weg und zumindest diese beiden dort nun heute in Sicherheit .. aber wir vermissen sie eben, weil wir unsere Pferde ja sehr geliebt haben und das auch immer noch tun.

Sie haben es dort gut und befinden sich bei Menschen, die auch sehr umsichtig sind, die denken können, dazu lernen, beobachten und auch die Rehepferde Chiwa und Luna dort gut im Griff haben.
 Nun wieder zu Sina von Claudia Nehls.

Auch Sina lebt heute gesund auf einer Ganzjahresweide, nicht ohne Weidegang, nicht nur bei Heu im Auslauf .. und es geht ihr gut.

Was Claudia sonst noch alles tut, beschreibt sie in einem sehr langen Text, den ich Euch hier auch gern verlinken möchte, eben weil jetzt wieder die ersten Nachtfröste anstehen und die Fruktan-Angst umgeht.
 https://www.tierheilkundezentrum.eu/hufrehe-fachartikel-von-mir/

Das ist alles extrem lang . ich kann da nur ganz wenig von übernehmen.

Das meiste solltet Ihr Euch mal bei Claudia Nehls selbst durchlesen, die das alles ganz ausführlich in diesem Link oben erklärt.
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Ein Erfahrungsbericht von mir…
Ende der 1990er Jahre erkrankte meine damals dreijährige Haflingerstute Sina an Hufrehe. Sina kam als Absetzerin im Alter von 6 Monaten zu uns. 1996 war ich weder ausgebildete Tierheilpraktikerin noch hatte ich mich eingehend mit dem Thema Fohlenaufzucht/Pferdefütterung beschäftigt. So glaubte ich – wie andere ihr Pferd liebende Pferdehalter auch – Sina mit Fohlenaufzuchtsfutter, dem sogenannten Fohlenstarter, eine wunderbare Grundlage zum Heranwachsen mit auf den Weg geben zu können.
Damit Mangelerscheinungen weitgehend ausgeschlossen werden konnten, fütterte ich ihr zusätzlich ein synthetisch hergestelltes Mineralfutter als Ergänzung der täglichen Ration. Darüber hinaus erhielt sie Rau- und Saftfutter. Unseren ersten Winter erlebte Sina nachts in Boxenhaltung, tagsüber auf der Weide. Ab August 1997 dann in Offenstallhaltung mit 24-stündigem Weidegang. Da wir auch die Weidepflege ernst nahmen, bekämpften wir wachsendes Unkraut mit Unkrautvernichtungsmittel (statt dies auszumähen..) und düngten die Weideflächen mit künstlichem Dünger. Selbstverständlich hatten unsere Pferde nach diesen Prozeduren jeweils 12 Wochen Weideverbot und durften lediglich in dieser Zeit auf den Auslauf.

“Dann der Schock: Hufrehe!”

Wie konnte das nur passieren? Ich zermarterte mir den Kopf, was ich denn falsch gemacht hatte und kam zu dem Schluss: nach gängiger Meinung war alles völlig in Ordnung, ich hatte alles richtig gemacht!
Damit wollte ich mich jedoch nicht zufrieden geben und sog alles in mich auf, was ich über die Hufrehe Erkrankung ausfindig machen konnte. Nur am Rande sei hier erwähnt, dass Sina im gleichen Jahr an Sommerekzem erkrankte. Beide Erkrankungen manifestierten sich im Abstand von einigen Wochen und dann noch zu einer unüblichen Jahreszeit: im Herbst!
Vieles Gelesene über Hufrehe brachte mich überhaupt nicht weiter, teilweise waren die Aussagen über Hufrehe gegensätzlich, teilweise bestätigten sie mich, dass ich alles richtig gemacht hatte. Eine wirklich differenzierte Auseinandersetzung mit den Themen Hufrehe, Sommerekzem und Pferdefütterung brachte mir dann einige Erkenntnisse, jedoch letztlich immer noch nicht des Rätsels Lösung der Hufrehe!
Zum damaligen Zeitpunkt hatten wir ca. 15 Pferde und Ponys im Stall mit den gleichen Bedingungen wie Sina. Natürlich war die Fütterung individuell verschieden, aber die Weideflächen und sonstigen Bedingungen doch die gleichen. Obwohl wir mehrere – rein optisch – zur Hufrehe disponierte Ponys im Stall hatten, erkrankte ausschließlich Sina. Wären demnach Fruktane die Ursache dieses Übels, der Hufrehe, warum erkrankten dann nicht alle Pferde unter gleichen Weidebedingungen an Hufrehe? Wäre ein zu großes Angebot an Kohlehydraten oder/und Protein die Ursache dieser Hufrehe, warum erkrankten dann nicht weitere im Überschuss versorgte Pferde an Hufrehe? Würden nur übergewichtige schwerfällige Ponys an Hufrehe erkranken, warum dann nicht auch die anderen in unserem Stall gehaltenen? Warum erkrankte mein 25-jähriges Pony, welches zum Weidegang kiloweise Kraftfutter, Melasseschnitzel und Luzerne bekam, nicht an Hufrehe?
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 Die Gründe der Entstehung der Hufrehe sind bis heute weitgehend ungeklärt. Es gibt einige Thesen und Erklärungen zur Hufrehe, jährlich neue Spekulationen über Hufrehe, wenig wissenschaftlich fundierte Kenntnisse über die Hufrehe und keinerlei einheitliche Ursache der Hufrehe. Dies liegt an der Komplexität dieser Erkrankung. Sicher führen bei manchen Pferden zu viele Kohlehydrate, ein Übermaß an Protein, Übergewicht, vielleicht auch eine zu hohe Aufnahme von Fruktanen, psychische oder hormonelle Störungen zur Hufrehe. Offen bleibt die Frage, warum erkranken unter gleichen Bedingungen nicht alle Pferde an Hufrehe, nicht einmal alle Pferde ein und derselben Rasse oder Zucht an Hufrehe? Diese Frage lässt sich allgemein nicht beantworten: hier spielen Zucht, Aufzucht, genetische Disposition, Hormonhaushalt, Organe und Organsysteme, umweltbedingte Einflüsse, Toxine, Medikamentengabe und vieles mehr eine Rolle. In fast allen mir bekannten Fällen der Hufrehe war es eine Vielzahl von Gründen, eine Vielzahl unglücklich zusammentreffender Bedingungen und ein Zeitpunkt, der gerade dieses Pferd für diese Erkrankung empfänglich machte.
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Die letzten Jahre haben für mich zweifelsfrei gezeigt, dass wirksame Prophylaxe einer Hufrehe auf einige Grundsätzlichkeiten der Pferdehaltung beschränkt ist:

Naturgemäße Haltung bei Hufrehe:

Viel freie Bewegung (Offenstallhaltung) auf weitläufigen extensiv bewirtschafteten Weideflächen, keinerlei künstliche Dünge- und Unkrautbekämpfungsmittel (stattdessen Düngung mit kompostiertem Pferdemist, Unkrautbekämpfung von Hand).

Eine an die Natur angelehnte, nicht übermäßige Fütterung bei Hufrehe:

Rauhfutter zur freien Verfügung bzw. eingeschränkt bei Fettleibigkeit in einwandfreier Qualität, Heu mit seinem höheren Rohfaser- und niedrigerem Proteingehalt statt Silage, dauernde natürliche Unterstützung der Entgiftung (unsere Umwelt versorgt das so sensibel reagierende Pferd grundsätzlich mit Toxinen), eine optimale und natürliche Versorgung mit Mineralien, Spurenelementen, Vitaminen, Flavonoide, Kieselsäure und sekundären Pflanzenstoffen, so wenig negative Umwelteinflüsse wie möglich (keinerlei Hochspannungsmasten, Mobilfunkantennen, Hauptstraßen, Autobahnen usw. in unmittelbarer Nähe der Pferde), sauberes nitrat- und bleifreies Wasser, befriedigende Sozialkontakte und stabile Herdenzusammensetzung (kein ständiger Wechsel: eine Herde, in der jedes Pferd sich wohl fühlt), liebevoller und pferdegerechter Umgang, so wenig Stress wie eben möglich, regelmäßige fachgerechte Hufkorrekturen, Medikamentation nur bei Erforderlichkeit (wissenschaftlich erwiesen ist, dass ein Auslöser – vor allem im Depot injiziert -der Hufrehe Erkrankung Kortison ist), nicht zuletzt ein wacher Blick des Pferdebesitzers, welcher Befindlichkeitsstörungen des Pferdes unmittelbar wahrnimmt, um schnellstmöglich Abhilfe zu schaffen (vor einem Rehe Schub wurde oftmals eine Atemwegserkrankung des Pferdes wahrgenommen).
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Was macht Sinas Hufrehe heute?


Sina lebt heute in Offenstallhaltung mit ganzjährigem Zugang zu knapp 11 Hektar extensiv bewirtschafteter Weideflächen. Im Sommer steht sie kniehoch im Gras ohne jemals wieder erkrankt zu sein. Seither hat nicht nur Sina, sondern zahlreiche weitere Pferde und Ponys, neue Lebensqualität durch Beachtung der oben genannten Faktoren gewonnen:
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 So ... wer Lust hat, viel und Interessantes zu lesen gerade jetzt vor den ersten Frostnächten .. nur zu.

Claudia schreibt zwar viel, aber sehr gut verständlich und kann toll erklären.

LG
Renate

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