… dass ich den Pferdevirus bekam
So ähnlich sah Hizar aus
Es begab sich zu einer fast vergessenen
Zeit, als Langeoog noch besaß der Schulen drei …
Nun ja, so lange ist es auch nicht her,
aber doch schon eine ganze Weile. Damals war ich recht neu auf dem
Internat auf Langeoog. Es muss so der Frühling von 78 gewesen sein.
Die Realschule hatte ihre jährlichen Klassenfahrten. Maike fragte
mich, ob ich mich nicht um ihren Hizar kümmern könnte. Das Füttern
würde ihr Opa schon erledigen, aber es bräuchte auch Bewegung. Bis
zu diesem Moment kannte ich Reiten nur aus dem Fernseher. Wir hatten
noch zwei Wochen Zeit, also gab es den Crashkurs im Sitzenbleiben
auf dem Pferd..
Hürde 1 war die Größe von Hizar. Mit
einer Höhe von fast 2 Metern (es können auch 1,80 m gewesen sein)
schaffte ich es gerade so eben, den Fuß in den Steigbügel zu
stecken. Aber wirklich so mit Ach und Krach. Aber es ging. Nach den 2
Wochen war ich dann 2 oder 3 Mal mit Hizar auf Tour. Beim dritten Mal
schaffte ich es dann endlich mit ihm zu dem Dünenweg vom
Pferdestrand. Hizar rannte los. Da ich den Weg aber nicht kannte und
der Zosse so schnell war, rutschte ich aus dem linken Steigbügel.
Hizar lief etwas langsamer, lag wie ein Regalbrett in der Luft, so
dass ich den Bügel wieder erwischen konnte. Kaum drin und wieder
Halt gehabt, spielte er „ wilde Sau“. Dann am Strand, dort wo die
Wellen auslaufen gab er so richtig Gas. Ich hatte das Gefühl, er
wird immer länger und schneller. Plötzlich war der Reiterstrand
schon zu Ende. Auf dem Rückweg ließ er sich wie sonst auch viel
Zeit. Er liebte es, auf dem festen aber nassen Boden zu laufen. Maike
und ich sind später dann mit einem Leihpferd und Hizar ab und zu
ausgeritten. War immer etwas komisch, Maike auf Frommerts Hafi und
ich auf Hizar. Aber nur so gelang es uns beiden,bei Frommert ein
gutes Reitpferd zu ergattern.
Hizar ist vor meiner Zeit mit einem
gespaltenen Huf bei Maike gelandet. Sie hat es geschafft, dass alles
wieder verheilte. Mit Spezialeisen konnte er dann sogar geritten
werden. Außerdem beherrschte er etwas Dressur und war vor einer
Kutsche einmalig. Mit weit, wirklich weit ausladenden Schritten
stolzierte er dann samt Kutsche auf der Straße. Er liebte es mit
Menschen, die mochte, seine Späße zu machen. Ich weiß noch wie
anstrengend es war, ihn einzufangen vorm Ausritt. Da lief er sich
immer erst warm. Die Koppel rauf und runter. Dann kam er an, senkte
den Kopf und ließ sich aufhalftern und so weiter. Auch unterwegs
machte er seine Späße, aber er hat immer auf seinen Reiter
geachtet. Ich bin nie von ihm runter gefallen. Seit dem erst Tag auf
Hizar bin ich mit dem Pferdevirus infiziert. Ach ja, fast vergessen,
ohne Reiter oder Kutsche ging er auf andere Pferde los, er war ein
Einzelgänger. Er war schon in jeder Beziehung einzig, aber nicht
wirklich artig.
LG Jürgen
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