Freitag, 3. Februar 2017

So schwierig ist unsere Prima wirklich

Wir müssen nochmal vorsichtig ganz vorn anfangen

 Als ich die ersten Bilder in diesem Beitrag gemacht habe, habe ich noch fröhlich was von zickigen Pferden geschrieben, die an dem Tag alle beide eine ganze Weile so davor waren, sich weder von Vanessa noch von Jürgen anfassen zu lassen.

 Spätestens gestern .. da hatte ich keinen Fotoapparat dabei, aber habe begonnen, mich mal selbst mit dem Problem auseinandeerzusetzen, weil es anfing, mich daran zu erinnern, wie Prima war, als sie 2004 bei mir angekommen ist .. wurde mir klar, dass wir vielleicht nicht ganz von vorne, aber schon weit vorn mit Prima wieder ganz neu anfangen müssen.
Bei Chiwa geht das .. aber auch Chiwa war als Fohlen nicht ohne und könnte, wenn wir nicht aufpassen, durchaus wieder wie früher zum Angriff übergehen. Das sollte nicht passieren.

 Die Schwierigere von beiden war und ist immer Prima, auch wenn sie anders als Chiwa nie angreift, jedenfalls nicht, wenn man nur versucht, mit ihr Bodenarbeit zu machen .. und ihre Art, Reiter im hohen Bogen abzuwerfen, ist in meinen Augen auch eher Angst als Angriff .. auch wenn die Angstreaktion lebensgefährlich und auch viel gefährlicher werden kann als die Art von Chiwa, Menschen anzugreifen, wenn es ihr zu viel wird mit der Hektik. Bei Chiwa ist das dann immer nur ein Schausteigen und Drängeln im Kreis gewesen, eventuell auch Schlagen ohne die Absicht zu treffen.

 An diesem Tag rannten alle beide weg.

Ich hatte allerdings den Eindruck, es war mehr Prima, die dann dabei Chiwa animiert hat, gemeinsam mit ihr zu flüchten.

Ich vermute, sie fühlt sich aktuell doch bei der Bodenarbeit, da ein bisschen zu wild geworden, angegriffen und gejagt und möchte nun auch Chiwa davor beschützen, indem sie sie auffordert, mit ihr gemeinsam die Flucht zu ergreifen.

 Als Prima damals 2004 zu mir kam, hat sie sich ganz ähnlich verhalten.

Sie ließ sich nicht an den Beinen berühren und auch nicht am Kopf .. den Bauch durfte ich striegeln, aber nur ohne das Pferd anzubinden oder aufzuhalftern .. über 2 Jahre kam kein Schmied auch nur in die Nähe ihrer Hufe und von uns auch keiner.

Andererseits suchte sie nach einigen Tagen bei mir schon Kontakt und forderte mich zum Hinterherlaufen auf.

 Sobald ich aber damals versuchte, das Pferd anzufassen oder gar aufzuhalftern, auch nur einen Strick um ihren Hals zu legen, rannte sie fluchtartig weg.

Ich habe umgefähr 2 Monate gebraucht, um das zu ändern und sie schließlich mit in unser Round Pen nehmen zu können .. überhaupt an Halfter und Führstrick nur auf der Weide hin und her zu führen.

 Als mich dann im Herbst 2004 meine Tochter Esther besuchen kam und da gut ausgebildet neue Tricks bei der Bodenarbeit mit Prima zeigen wollte, ging das ganze Theater von vorn los.

Esther war jung und forsch und etwas zu streng mit meinem empfindlichen Pferd umgegangen, Prima ist sie angestiegen, was lebensgefährlich war, weil Esther sie nicht sofort hat loslassen wollen und Esther gab total gefrustet damals zunächst auf.

 Es folgten die nächsten Wochen, in denen ich wieder komplett von vorne anfangen konnte, um Prima überhaupt soweit zu bringen, dass sie sich aufhalftern und ohne wegzurennen führen und ... vorsichtig !!!! .. im Round Pen arbeiten ließ.

Später ist Esther ruhiger mit ihr umgegangen und konnte mir sehr viel dabei helfen. Sie hat Prima beispielsweise beigebracht, dass einer ihre Hufe anfassen darf.

 Meine Tochter ist der Ansicht, auch wenn Pferde nun einmal nicht sprechen können, Prima muss irgendwo übelst misshandelt worden sein und kriegt in solchen Situation Angst, dass ihr wieder jemand etwas tun könnte.

Wenn sie Chiwa zum Mitmachen animiert, dann will sie ihre Herde schützen, würde ich sagen. Wobei Chiwa an sich auf Druck durchaus auch selbst mit sehr viel Gegenwehr reagieren kann, man auch da genau wissen muss, wo die Grenzen zwischen Autorität und Angst machen liegen.

 Ich weiß das bei Chiwa von früher, weil meine ältere Tochter mit Chiwa oft zu harsch umgegangen ist und ich Monate gemeinsam mit Esther und Marius gebraucht habe, Chiwa dazu zu bringen, einen bei der Bodenarbeit nicht steigenderweise anzugreifen ... und das kommt sehr leicht auch bei ihr wieder raus .. Jürgen hat das z. B. vor einigen Jahren selbst erlebt, als er Chiwa mal zu sehr eingeengt hat und sie dann sofort zu Angriff überging, ihn umkreiste und angestiegen ist.

 Die zweite Portion Fotos zeigt beide Pferde vorgestern ... mit Chiwa ging das, aber Prima war wild ohne Ende und wieder soweit, dass sie selbst Striegeln, was sie eigentlich sonst mag, nicht dulden wollte, aufgebracht weggerannt ist ... die Kleine auch dann aufgefordert hat mitzukommen, die dann schon zum Reiten auftrenst, hinterher gerannt ist.

 Gestern ging das Spiel dann von vorn los.

Ich pflege momentan überwiegend zu beobachten, was passiert, wenn ich am Appelsammeln bin, habe dann aber mal ausprobiert, ob Prima kommt, wenn ich sie kommen lasse .. das tut sie.
Das tut sie auch bei der kleinen Vanessa und bei Jürgen ... kommen die zwei mit dem Führstrick, rennt sie momentan sofort weg und versucht auch, ihre Chiwa dann mitzunehmen. Wiederum sucht sie auch Kontakt zu den beiden .. aber wenn möglich, sollen sie sie nicht anfassen.

 Ich habe dann erstmal eine Weile mit Vanessa darüber geredet, dass sie Prima unbedingt, aber auch Chiwa kommen lassen muss.

Ein Join up ist immer, dass ein Pferd dem Menschen folgt .. nie umgekehrt.

Rennt der Mensch wild hinter dem Pferd her, ist das ein umgekehrtes Join up .. der Mensch folgt dem Pferd und damit hat er eins erreicht, das Pferd fühlt sich ranghöher und hat dieses Spiel für sich entschieden.

Na ja .. wir werden das üben, Ruhe zu bewahren, das Pferd kommen zu lassen .. dann wird das schon wieder werden.

Kinder haben halt sehr viel Temperament im Bauch und müssen das erst lernen.

Und wir haben in Chiwa und Prima eben auch besonders temperamentvolle Pferde mit viel Araberanteil .. die neigen zum Flüchten und dazu, sich schnell bedroht zu fühlen .. sind halt Wüstenpferde.

Das liegt an der Gegend, wo sich ihre Vorfahren entwickelt haben, einer weiten Ebene, wo sie in großen Herden gut sichtbar gelebt haben und für Fressfeinde weit sichtbar waren .. nur die schnelle Flucht war da für die Vorfahren solcher Pferde sinnvoll.

Das muss man beim Umgang mit diesen Rassen auf jeden Fall wissen.

Na ja .. ich habe schonmal versucht zu erklären, was wir falsch gemacht haben die Tage .. auch noch drüber gelacht .. das müssen wir jetzt langsam wieder ausbügeln. Haben ja Zeit.

LG
Renate

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