Warum das so wichtig ist
Alle Pferde, mit denen ich näher zu tun hatte, hatten eine vollkommen eigene Persönlichkeit.
Die ersten drei Fotos zeigen Nixe, Rassemix aus einer Ardenner-Kaltblut-Stute und einem Tigerscheck-Pony, Eltern beide sehr ruhige Tiere, Mutter Leitstute gewesen. Nixe war ruhig, überhaupt nicht schreckhaft, aber wiederum auch ein sehr selbstbewusstes Pferd, das man gar nicht hätte dominieren können, denn sowas hätte ihren Widerspruchsgeist sofort auf den Plan gebracht. Nixe war toll zu reiten, wenn man das beachtet hat.
Sie lernte aber weniger schnell als Chiwa und Reno.
Die Beschreibung der typischen Persönlichkeitsmerkmale unserer insgesamt 5 Pferde kommt hier deshalb rein, weil ich wieder einen Text von Andrea Kutsch für Euch verlinkt habe.
Dabei geht es darum, dass es eine wissenschaftliche Studie darüber gibt, wie wichtig es ist, zunächst einmal rauszubekommen, zu was für einem Persönlichkeitstypus ein Pferd gehört, bevor man anfängt, es auszubilden. Besonders wichtig ist das bei Dingen wie Bodenarbeit, Dressurtraining und der Ausbildung zum Springen, schreibt sie da.
Sie erzählt da, dass diese Studie zu dem Ergebnis kam, dass man weniger ängstliche Pferde eher mit einer Belohnung locken kann, etwas Erwünschtes zu tun .. aber bei ängstlichen Pferden klappt das gar nicht, sondern die wären gewohnheitsorientiert, wohingegen selbstbewusstere Pferde aber zielorientiert wären.
Nun mal zum nächsten der Pferde, die ich gut kenne. Chiwa war in meinen Augen das Pferd, das am meisten und am schnellsten bei uns was gelernt hat, die überhaupt unglaublich aufmerksam war und egal, was es war, oft zuerst gesehen hat, da ist was .. dann hin ist und die restliche Herde ist ihr dann hinterher gelaufen .. sie war aber nicht unbedingt das, was ich als Leutstute bezeichnen würde, eher immer in jeder Herde die beste Freunde der sogenannten Leitstute. Ängstlich war Chiwa nie, aber ein Kleber an ihre beste Pferdefreundin. Es war nicht einfach, ihr beizubringen auch mal alleine mit ihr unterwegs zu sein.
Chiwa konnte sehr zickig werden, das heißt, sie war nicht grundsätzlich bereit, alles mitzumachen, was man mit ihr machen wollte. Wenn sie aber bereit war mitzumachen, dann ging das sehr gut und sie lernte sehr schnell. Zu lange den gleichen Kram fand Chiwa aber langweilig. Sie konnte auch supergut Leute beim Reiten ärgern, war aber reitbar .. eigentlich auch gut und hat Dinge wie Traversalen laufen minimum in einem Zehntel der Zeit gelernt wie beispielsweise Nixe. Auch Chiwa würde ich als eher selbstbewusst und nicht extrem ängstlich bezeichnen.
Andrea Kutsch erzählt in ihrem Text jetzt weiter, dass die selbstbewussten zielorientierten Pferde zwar schneller was gelernt haben, aber ohne Belohnung das Verhalten auch viel schneller nicht mehr gezeigt haben ... bei den ängstlichen und gewohnheitsorientierten Pferden hat es länger gedauert, bis sie was gelernt haben, aber das klappte auch ohne Belohnung dann viel länger trotzdem.
Unser Reno. Ich hatte zwar immer den Eindruck, dass er rangniederer war als Chiwa und Nixe und später auch Prima, die auch noch mit ihm zusammengelebt hat, wenn es darum ging, dass die Stuten ihn vom Futter wegjagen konnten .. aber später habe ich erlebt, wie mutig Reno werden konnte, wenn es in Pensionsställen darum ging, seine Stuten zu verteidigen .. wie Chiwa in einem schlimmen Hufreheschub. Ich wäre fast vom Glauben abgefallen, als er einen ziemlich bösartigen Wallach schreiend angriff, der Chiwa damals was tun wollte und gewann.
Genauso hat er dann, obwohl Hopi ihn zuerst tierisch gejagt hatte, sehr gemütlich erreicht, sich nach ein paar Wochen Leitstute Nixe zurückzuerobern und Hopi konnte nichts tun.
Trotzdem konnte Hopi Reno nach wie vor vom Futter verjagen.
Unterwegs war Reno schreckhafter als Chiwa und Nixe, aber es ging, nicht übertrieben schreckhaft.
Reno liebte Bodenarbeit. Er machte mit Wonne mit und lernte gern und schnell, das war auch beim Zureiten und so weiter nicht anders. Links seht Ihr eines der letzten Erinnerungen an unseren Reno, die ich habe, Reno als Showpferd, was er da auch sehr gut gemacht hat.
Nun wieder zu Andrea Kutsch. Sie schreibt, dass man eher ängstliche Pferde also gut konditionieren kann. Sie schreibt aber auch, man sollte da gut aufpassen, denn dieser Pferdetyp neigt auch dazu, sich Dinge wie Weben oder Koppen anzugewöhnen. Wir hatten nie einen Weber oder Kopper im Stall.
Rechts nun weiter mit unserer Prima, die nicht wie Nixe, Chiwa und Reno als Jungpferd zu mir kam, sondern erst im Alter von 7 Jahren, nachdem sie 4 Käuferinnen abgeworfen hatte, die versucht hatten, sie zuzureiten, die letzte davon schwer verletzt und ihr Eigentümer, der Mann der Züchterin von Reno und Nixe, sie deshalb zum Schlachter bringen wollte. Ich suchte damals ein Beistellpferd und kam so zu diesem Hochklasse-Holsteiner mit Roten Papieren, die von ihren Gangarten her sicher unter einem sicheren Reiter zu Höchstleistungen fähig gewesen wäre.
Nicht nur meine Tochter (unten) hat geschafft, Prima schon mal zu reiten, sogar Jürgen. Fotos finde ich grad nicht, aber es gibt welche.
Aber wir hörten irgendwann mit dem Versuch auf, bevor er sich noch das Genick bricht. Sie hat ihn beim ersten Versuch ohne Sattel sofort im hohen Bogen abgeworfen .. danach ging es dann mehrmals vorsichtig, überwiegend geführt oder langsam im Schritt .. und dann kam eine Reitstunde dran, wo ich aus dem Bauch heraus gesagt hatte, lasst es sein. Es war Sturm, überall schepperte und klappterte was in der Ferne, Prima war nervös wie immer bei Sturm. Aber unsere damalige Stallbetreiberin (mit Reitlehrer-Ausbildung) und auch Jürgen hörten nicht auf mich. Und was passierte? Wie von mir befürchtet, warf sie Jürgen ab. Danach blieben wir dann bei Bodenarbeit.
Prima war solange sie bei mir war immer ein nervöses Pferd, stets total aufmerksam, passte immerzu auf, was in der Umgebung los war .. es war nicht einfach, mit ihr auch nur spazierenzugehen, weil vieles sie erschrecken konnte und sie dann auch entsprechend heftig reagieren konnte ... bei der Bodenarbeit wiederum konnte man mit Prima später ohne Leckerlis und ohne Führstrick sonstwas machen .. sie war so aufmerksam wie keins unserer Pferde und wäre für jemand Ambitioniertes vielleicht sogar ein Superpferd für eine Freiheitsdressur gewesen, eben weil sie so begeistert bei sowas mitmachte.
Thunder war sehr menschenbezogen, ganz ähnlich wie Reno. Ich weiß nicht genau, wie er mal ausgebildet wurde, ich weiß nur, dass der letzte Reiter, der aktiv mit ihm war, ihn auch schon als älteres Pferd als Wanderreitpferd genutzt hat und Thunder da gern vorn gelaufen sein soll, also ehrgeizig war.
Als übermäßig ängstlich habe ich Thunder nicht empfunden, aber so ruhig wie Nixe war er nicht, auch nicht so ruhig wie Chiwa, die in dieser Dreiergruppe immer die war, die am wenigsten schreckhaft gewesen ist. Ähnlich wie Prima war er sehr aufmerksam, so dass ich denke, die beiden fühlten sich schon verantwortlich für die Herde als Leittier-Gespann.
Ich glaube, er kannte weder lose Bodenarbeit noch ein Bitless-Bridle, die alte Zäumung von Chiwa, die Jürgen die 3 x, die er kurz auf ihm geritten ist, bei ihm dann benutzt hat. Er gab sich aber viel Mühe, alles zu verstehen und war trotz Alter sehr lernwillig.
Man kann bei manchen Pferden hinkriegen, dass diese Tiere richtig aggressiv werden können oder aber nicht mitmachen, wenn es keine Belohnung bei der Bodenarbeit mehr gibt, wenn man sie daran gewöhnt, dass sie grundsätzlich bei bestimmten Aufgaben anschließend ein Leckerli kriegen.
Sie empfiehlt deshalb eben nicht, mit Leckerlis beim Training zu arbeiten, hält die für kontraproduktiv, sondern anders mit den Pferden umzugehen.
Leckerlis sind für sie Futter.
Ich sehe das übrigens genauso. Unsere Pferde haben früher viele Leckerlis von uns bekommen, aber nie bei der Arbeit, sondern zur Begrüßung und als Tschüß-Geste zusätzlich zum normalen Futter wie Müsli, Obst, Gemüse oder Heu.
Unten nun der Text von Andrea Kutsch.
https://andreakutschakademie.com/persoenlichkeit-des-pferdes-erkennen/
LG
Renate
Renate
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