Montag, 7. Januar 2019

Mit Pferden zusammen wohnen - aus dem Blog von Andrea Kutsch

... und meine Erfahrung dazu, denn ich habe ja einige Jahre mit Pferden hinterm Haus wohnen können

Ganz unten in diesem Beitrag findet Ihr wieder einen Link zu einem Blog-Beitrag von Andrea Kutsch.

Sie beschäftigt sich in dem Text mit der Frage, ob die Idee, mit Pferden zusammen zu wohnen, nur ein Traum wäre oder wie sich sowas realisieren ließe.

Sie nennt Für und Wider und auch verschiedene Modelle, wie man das in die Tat umsetzen könnte.
Ich habe mal zusammen mit meiner ganzen Großfamilie, unseren damaligen ersten 3 Pferden und noch diversen anderen Tieren viele Jahre mit Pferden hinter dem Haus gewohnt und muss sagen, oh ja, das war ein Traum, den ich damals genossen, geliebt und bis heute nie vergessen habe, obwohl ich wiederum später oft gesagt habe, dass ich vor allen Dingen meiner älteren Tochter diesen Traum damals nach 11 Jahren Gebettel verwirklicht habe, ist in meinem eigenen Leben eine Mischung aus unendlicher Liebe zu Pferden, aber auch zum regelrechten Albtraum geworden. Warum werde ich hier mal berichten.

Meine Älteste fing an zu reiten, als sie 9 Jahre alt war und von da an ging es los mit dem Gebettel, Mama ein eigenes Pferd und ich habe mich sehr lange standhaft dagegen gewehrt, weil ich mir immer gesagt habe, so ein Pferd wird sehr alt und da kann so viel passieren in dieser Zeit, was man gar nicht vorherplanen kann.
Das Haus ganz oben hatten wir gemietet. Mein Ex-Mann hatte sich selbständig gemacht und das lief super. Ich jobbte über Sommer oder manchmal auch im Winter in verschiedenen Gärtnereien und das Geld war genau genommen übrig für schöne Dinge.
Wir haben 4 gemeinsame Kinder, mein Ex und ich, zwei Jungen und zwei Mädchen. Meine beiden Jungen haben damals beide sehr gern Musik gemacht und ich kaufte dem Großen Equipment für die Bühnenauftritte seiner Band und der Kleine bekam zunächst damals eine E-Gitarre, später habe ich mich noch darum gekümmert, dass er Musik am PC machen konnte, denn er ist der Begabtere von beiden in Sachen Musik machen. Mein Großer hat sein 2. Hobby Oldtimer später zum Beruf gemacht, nicht die Musik.
Tja ...die Jungen hatten nun richtig große Geschenke von mir bekommen, was aber sollte ich für die beiden Mädchen tun? Besonders die Große war verrückt nach Tieren schlechthin, die Kleine im Prinzip auch, nicht ganz so ausgeprägt. Pferde liebten sie eigentlich beide, aber besonders meine Große lag mir damit schon seit 11 Jahren in den Ohren. Und hinter unserem Haus war kein Garten, sondern eben ein Grundstück mit wirklich ca. einem Hektar Weideland. Es gab einen Schuppen, wo die Männer ihre Oldtimer drin untergebracht hatten mit auch noch genug Platz für eine Pferdebox. Tja .. so kam dann Nixe zu uns, die schon oben und dann rechts zwischen mir und meiner Ältesten beim ersten Spaziergang mit ihr seht. Da war sie noch ein Fohlen.
Binnen Tagen wurde mir klar, dass dieses Pferd bei uns alleine total unglücklich war, denn es war mir bereits weggelaufen zum nächsten Stall zu anderen Pferden in der Nähe. Es ergab sich dann so, dass mein Großer sich verliebte und auch dieses Mädchen den Traum vom eigenen Pferd hatte, das sie sich dann kaufte und mit zu unserer Nixe stellte. Das Pferd war 7 Jahre alt und hieß Lady. Es war chronisch krank, man hat sie damit hereingelegt gehabt. Keiner von uns hatte die Erfahrung, das nun zu merken. Es war ganz jung mal auf der Rennbahn gewesen, ein Englisches Vollblut.
Sie hatte keine Freude an dem Tier. Es lahmte, bekam immer wieder extrem schlimme Sehnenentzündungen, die Tierarztkosten waren um ein Vielfaches höher als der Kaufpreis samst Sattel und allem Zubehör. Ich verstand sehr schnell, warum sie das Pferd so billig hatte kaufen können. Der Preis hatte mich schon gleich gewundert, aber ich hätte ihr das auch nicht ausreden können.
Sie ließ das Tier nach 4 Monaten und wieder extremen Kosten in einer Tierklinik schlachten. Ich fuhr mit. Meine Große arbeitete damals bei einem Tierarzt, das heißt, in der gleichen Tierklinik arbeitet sie auch noch heute. Sterben hätte Lady nicht müssen und ich hätte sie gern als Beistellpferd für Nixe übernommen und die letzte Behandlung auch gern selbst bezahlt, aber ich durfte nicht.
Es sollte dann ein neues Pferd dieses Mädchens in unseren Stall kommen .. und schon wurde ich zum ersten Mal böse Schwiegermutter. Ich war mir mit der ganzen Familie außer natürlich meinen schwer verliebten Sohn einig, beim nächsten Pferd entscheiden wir, wann es sterben muss oder nicht.
So kam dann Chiwa als eigenes Zweitpferd zu uns, die Ihr oben als 7 Monate altes Fohlen am Tag ihrer Ankunft bei uns seht, Nixe im Hintergrund.

Wir bauten den Tieren dann auch irgendwann einen richtig professionellen Offenstall. Mein Ex war Tischler, der konnte das. Ich hatte mich da reingelesen gehabt, wie man Pferde am besten halten sollte und was eben artgerecht wäre. Da bei uns hinter dem Haus war artgerechte wirklich optimale Haltung von eigenen Pferden möglich.
Nach einem weiteren Jahr hatte der Pferdevirus auch meinen Ex und meinen Jüngsten gepackt und sie überlegten, den Kaltblut-Rotschimmel oben zu kaufen, um mit dem Kutsche zu fahren. Das würde sich zwar zerschlagen, aber statt ihm kam dann unser Reno auch als Jungpferd zu uns. Die Männer begannen mit Begeisterung, ihn aufs Kutschefahren vorzubereiten, wir Frauen halfen klar dabei auch mit. Zugeritten wurde Reno auch.
Von meinen beiden Töchtern hatte meine jüngere Tochter mehr Talent zum Reiten als ihre große Schwester .. sicher auch etwas, was mich als Mutter wieder in einen Konflikt brachte. Man kann so viel falsch machen bei Kindern. Auch einfach die Wahrheit zu sagen, ohne es böse zu meinen, gehört leider dazu. Es ist ja nicht schlimm, nun kein extrem guter Reiter zu sein. Ich bin das auch nie gewesen.
Links dann Chiwa, Nixe und Reno bei uns auf der Wiese hinter dem Haus mit Offenstall, zwei weiteren Weidestücken im Dorf und vielen netten Nachbarn, die uns immer riefen, um ihre Riesenrasenflächen mit unserem Wander-E-Zaun abgegrasen.

Die Freundinnen unserer Töchter waren viel zu Besuch, die schliefen teils an den Wochenenden extra mit den Mädchen zusammen auf dem Heuboden .. wir feierten Partys alle zusammen .. und selbst ich und sogar mein Ex lernten ein bisschen reiten.
Besonders unsere Kleine holte zum Teil tolle Polake bei den um uns rum stattfindenden dörflichen Reitveranstaltungen und wir sind mit den Pferden auch zuweilen aufgetreten und haben dann das uns mehr oder weniger selbst beigebrachte Westernreiten aus Büchern plus der Kunststücke, die unsere Hunde zusammen mit den Pferden konnten, auch öffentlich vorzuführen und wurden sehr gelobt.
Show-Ritte nach Musik .. ich fand das so toll.
Oh ja, ich habe diesen Traum gelebt, geliebt, genossen und hatte sonstwas für Pläne oder lebte in den Plänen meiner beiden Töchter, die sie so hatten, bevor die Schwiegersöhne bei uns auftauchten, bevor mein Ex in der Midlife-Crisis anfing, ständig fremdzugehen .. bevor überhaupt alles den Bach runterging und alle diese Träume sich in einen einzigen nie enden wollenden Albtraum verwandelt haben.
Es gibt eine sehr lange und sehr detaillierte Geschichte über unzählige Teile, wo man nachlesen kann, was ich in 25 Jahren der Haltung von eigenen Pferden mit dieser Ursprungsfamilie auf diesem Resthof und auch danach bis zu der Horrorvision, wie es für mich und meinen 2. Mann im März 2018 dann so endete, dass wir heute nur noch die letzten beiden alten Stuten als Paten auf einem Gnadenhof, der weit weg ist, begleiten können und uns ein Wallach, der solange noch bei ihnen gelebt hatte, damals starb.

Ich wurde durch dieses letzte Erlebnis schwer krank.
Meinem 2. Mann geht es nicht viel besser.

Wir haben das beide psychisch nicht verkraftet.

Ich lebe in diesen Erinnerungen.

Die Pferde hinter dem Haus haben mich so sehr gefangen genommen, obwohl ich Talent zum Reiten oder auch nur viel Durchsetzungsvermögen eigentlich nie gehabt habe. Das ging auch meinem 2. Mann so, als wir uns nach der Trennung von unseren Ex-Partnern im Alter 2007 kennenlernten.
Der Schwiegersohn, mit dem meine Große erst recht alt dann zusammenkam, tat wirklich alles, was möglich war, um sie von ihrer eigenen Familie zu trennen und nur noch für seine Familie dazusein.

Meiner Mutter brach das wortwörtlich das Rückgrat und das Herz, denn der Kontakt zu unserer Großen brach als erster auf diese Art und Weise ab. Meine Mutter landete damals im Rollstuhl mit einer gebrochenen Wirbelsäule und einem schweren Herzleiden. Ich habe sie danach 11 Jahre bis zu ihrem Tod gepflegt. Sie ist nie über diese Sache weggekommen. Meine Große war immer ihre Lieblingsenkelin.
Nachdem auch noch meine 1. Ehe in die Brüche ging, das sicher nicht zuletzt wegen der Probleme mit unserer Großen, was alles auseinanderriss, was mal da gewesen war, hat sich nach und nach auch der Rest meiner Familie ganz langsam von mir verabschiedet.

Es gibt allerhöchstens noch einen seidenen Faden zu den beiden Jüngsten, mehr ist nicht übrig geblieben.

Meine Jüngste lernte etwas mit Pferden, ist Erzieherin, C-Trainerin im Westernreiten, hat alle Kurse im Therapeutischen Reiten gemacht, die man braucht, um sowas anbieten zu können. Nixe und Reno gingen in ihre Reitschule und blieben dort nicht, weil auch ihre spätere Ehe nicht gehalten hat und überhaupt diese Selbständigkeit zu fragil war, um vieles aufzufangen wie beispielsweise einen schweren Autounfall, den sie zwischenzeitlich hatte. Sie hat nur eines ihrer Pferde behalten können. Was aus Nixe und Reno geworden ist, weiß ich nicht und ich leide bis heute darunter.

Chiwa blieb bei mir. Es kam die nicht reitbare Stute Prima dazu, die dann später mit Jürgen, meinem 2. Mann und mir von Pensionsstall zu Pensionsstall zogen.

Wir haben keinen dieser Pensionsställe als dass erlebt, was uns dort zu Anfang versprochen worden ist. Es gab überall Mängel .. mal mehr, mal weniger.
Rechts mein Großer vor der damals eigenen Ecke, in der er mit seiner großen Schwester und dann zuerst seiner Freundin und später sie mit ihrem heutigen Ehemann wohnten .. wir waren eine riesige WG auf diesem Guthof ... ja das war schon ein Traum, aber er blieb keiner.

Und gerade wenn etwas so schön hätte bleiben können, hätten alle an einem Strang gezogen und zu schätzen gewusst, was man ihnen da versucht hat aufzubauen, es bleibt davon zwar auch die Erinnerung an viele schöne Jahre .. aber immer auch der bittere Nachgeschmack übrig, den man hat, wenn man sich sagt .. warum????

Die Männer konnten auf diesem Resthof ihre Leidenschaft der Oldtimer-Bastelei ausleben.

Musik laut zu spielen war auch kein Problem.

Pferde ließen sich dort supergut halten, denn so kann man Pferde wirklich gut versorgen genauso wie viele andere Tiere.

Ich zumindest habe die Einsamkeit so eines kleines Dorfes wirklich geliebt.

Heute lebe ich nur noch in der Erinnerung daran.

Es gab so viel, was wir mit so viel Liebe damals gemacht haben. Dazu gehörte natürlich der Stallbau und die Anlage der gesamten Anlage.

Oben haben wir ein Gründach auf den Pferdestall aufgebracht. Der ist heute noch drauf, auch wenn ihn nun fremde Leute nutzen.

Links habe ich versucht, die Portraits von Reno, Nixe und Chiwa auf unseren damaligen Pferdehänger zu malen.
Nach 9 Jahren war der Traum vorbei.

Ich kann das hier nicht alles erzählen, was danach kam.

Ich erzähle Euch nur noch, was dann mein 2. Mann Jürgen und ich versucht haben, ab Juli 2017 zu tun, um diesen Traum noch einmal zum Leben zu erwecken.

Wir waren hier gerade an der Nordsee angekommen und ein Wallach namens Thunder, der dort zum Verkauf stand, war brav in den von uns geliehenen Pferdehänger eingestiegen.

Wir vermuten heute beide, dass er vorher wohl viele schlimme Dinge erlebt haben könnte, denn er hatte bei näherer Betrachtung so einen kaputten Rücken, dass er früher in Polen (er war ein Wielkopolski und seine Fohlenpapiere in Warschau ausgestellt) vermutlich sonstwas hat tragen und aushalten müssen. Er hatte auch sehr viele ganz schlimme Narben außer, dass sein Trapezmuskel komplett zerstört war.

Wir hatten im Jahr davor 5 km von unserer Wohnung weg in einem Landschaftsschutzgebiet 2 ha Weideland pachten können.

Aber es gab da eine Weidenachbarin und eine ehemalige Freundin, die mit der auch befreundet war, die uns das Leben zur Hölle machen würden.

Die Pferde standen eben nicht wie in Depenau gut sichtbar direkt hinter dem Haus und es ist nicht möglich, bei Pachtland, das etwas weiter von zu Hause weg ist, ununterbrochen dazusein und zu beobachten, was dort passiert.

Man ist Menschen, die es nicht gut mit einem meinen, unter solchen Umständen hilflos ausgeliefert, die ja rauskriegen, was man für Gewohnheiten hat .. die sehen, wann man kommt und geht und in der Zwischenzeit sonstwas auf so einem Stück Land ungehindert anrichten können ... ohne dass man jemals in der Lage wäre, es ihnen auch beweisen zu können, selbst wenn man eigentlich weiß, wer das tut.

Tja unser Traum war da noch immer lebendig.

Sie waren wieder eine Dreierherde genauso wie damals in Depenau Nixe, Chiwa und Reno waren es nun Chiwa, Prima und Thunder.

Jürgen und ich träumten. Wir dachten uns einen Namen für unsere kleine Gnadenbrot-Pferde-Ranch aus, mit denen wir nur zusammensein, gar nichts Wildes mehr mit ihnen machen wollten.

Die weichen Pferdenasen einfach um uns herum spüren, den alten Tieren ein schönes Leben im Alter ermöglichen.

Es gehörte extrem viel Kreativität dazu, den Tieren halbwegs nutzbare Unterstände aufzustellen .. das ist bei den heutigen Gesetzen, die alles, aber nicht durchdacht sind, wenn es um den Tierschutzgedanken und artgerechte Tierhaltung geht, ein wirkliches Kunststück.

Und dann sind da die vielen Spaziergänger mit ihrem Drang, ständig sonstwas über die Zäune zu füttern, egal was man an Schildern aufhängt.

Natürlich wird es dann keiner von denen auch zugeben, wenn Pferde davon krank geworden sind .. die sind ja alle so unschuldig.

Auch hier gab es Freundinnen und Freunde, mit denen wir wie hier mit Freund Kalli zuweilen Kaffeeklatsch oder Grilltage bei den Pferden gemacht haben oder einfach nur so bei ihnen waren und geklönt haben.

Unser Hund hatte nicht nur einen Garten, der hatte ein ganzes Territorium. Es gab auch einen sehr netten Weidenachbarn, einen Schäfer oder nette alte Leute, die ihr Wohnhaus mit Garten unmittelbar neben unserer Weide hatten.

Trotzdem hätten wir selbst unmittelbar auf dem Gelände wohnen müssen, um alles unter Kontrolle zu haben .. so wie in Depenau, wo ich mal begonnen habe, den Traum, mit Pferden zusammenzuwohnen, in die Tat umzusetzen und von meiner Ursprungsfamilie so böse im Stich gelassen wurde gerade mal 9 Jahre später.

Jürgen und ich konnten auch nur 5 km weit weg und mit teils bewusst unregelmäßigen Besuchen bei den Tieren, um solche Leute zu erwischen, die da ständig bei uns ihr Unwesen trieben, die Pferde nicht schützen.

Und eine Wildkamera filmt nur punktuell.

Wie viele hätten wir bei 2 ha Weideland denn davon aufstellen sollen, denn diese Menschen können ja von überall her durch die Zäune kriechen.

So etwas an Eingang oder irgendeinem anderen Punkt aufzustellen, ist ein ziemlich sinnloses Unterfangen.

Tja ... Bilder von Träumen ... trotzdem kann ich solche Träume verstehen.

Aber bevor Ihr so einen Traum realisiert, überlegt Euch mehr als genau, mit wem zusammen Ihr das in die Tat umsetzt.

Ich habe den Menschen damals vertraut, mit denen ich diesen Traum zu Anfang in die Tat umgesetzt habe .. aber ich hätte es nicht tun dürfen.

Es kam alles vollkommen anders als gedacht .. und Pferde wachsen einem so sehr ans Herz und werden uralt.

Wenn so ein Traum wie eine Seifenblase platzt, das vergisst man im Leben nie mehr.

Das reißt Wunden, die bluten, bis man irgendwann stirbt. Die hören auch nie auf zu bluten.

Und nun lest Euch unten trotzdem durch, was es für Möglichkeiten gibt, so einen Traum doch zu leben.

Natürlich ist es für Pferdefans einer der schönsten Träume, die es gibt.



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