Samstag, 1. Oktober 2016

Unsere Prima - Teil 2

Frühling 2005 bis 2007 auf meinem Pachtland mit dem Namen No-Wa-Land


Ich mache jetzt mit Primas Geschichte weiter im Frühling 2005.

Noch bestand die kleine Pferdeherde bei mir auf No-Wa-Land aus drei Pferden, nämlich Reno, Chiwa und Prima, die sich inzwischen auch gut eingelebt hatte.

Ich war Prima näher gekommen und konnte recht gut auch mit ihr Bodenarbeit machen. Nach draußen trauten allerdings weder mein Ex Hansi noch ich uns mit ihr. Es würde auch lange dauern, bis das einer versuchte. Prima war eben ein besonders ängstliches Pferd.

Ebenso schaffte es keiner der beiden Schmiede, die wir damals nacheinander für Chiwa da hatten, auch Primas Hufe zu bearbeiten. Die brachen sich bei ihr gottlob von Natur aus von selbst zurecht. Prima war nicht einfach, aber eins ist sie bis heute .. nämlich ausgesprochen widerstandsfähig und von Natur aus gesund.



Auch als wir dann wie das so oft ist, irgendwann gar keinen Schmied mehr hatten und sich eine befreundete Hufheilpraktikerin gut gemeint für Chiwa nicht als Hilfe, sondern großes Pech erwies, weil Chiwa davon wieder 6 Hufgeschwüre hintereinander bekommen hat, kam auch die nicht an Primas Hufe. Es würde noch dauern, bis das einer schaffte.

Aber wie Ihr hier seht, klappte es mit der Bodenarbeit durchaus gut. Chiwa verbrachte einen schönen Frühling und Sommer gemeinsam mit Chiwa und Reno bei mir.

Ich hatte damals relativ wenig Anhalt an meiner Familie. Mein Jüngster zog in eine WG und war nun auch nicht mehr zu Hause, meine Mutter wurde extrem dement, brauchte zwar viel Hilfe, aber von Halt für mich konnte dabei keine Rede sein.

Und mein Ex-Mann war mehr und mehr eigentlich kaum noch vorhanden. Ich wusste damals aber noch nicht warum .. vielleicht wollte ich es auch gar nicht wissen, weil die Erkenntnis, wo er seine Zeit verbrachte, natürlich erforderlich gemacht hätte, die Konsequenzen daraus zu ziehen.

Aber das war nicht leicht mit einem schweren Pflegefall in Form meiner Mutter und drei Pferden an meiner Seite ohne die Möglichkeit, neben dem Pflegefall zu arbeiten und genug Geld zu verdienen.

Ich hatte über die Suche nach mehr Informationen zu Chiwas Hufrehe das Internet für mich entdeckt, um mich abzulenken. Mein Jüngster hatte einen kleinen Privatserver, auf dem ich eine Homepage und ein Hufrehe-Forum bekommen hatte .. und über die Homepage fing ich an, die ersten Texte zu veröffentlichen, die ich Pferde-Lyrik nannte. Es waren Stimmungsbilder über die Atmosphäre auf No-Wa-Land, wo ich täglich viele Stunden verbrachte.

Die Pferde würden jahrelang mehr oder weniger mein einziger Halt bleiben. Sie gaben mir Kraft und Lebensmut und hinderten mich daran, über so schlimme Dinge wie Selbstmord nachzudenken.

Pferde werden ja auch oft als Therapiepferde eingesetzt. Ich hatte in Reno, Chiwa und Prima meine ganz persönlichen Therapiepferde, die mich am Leben hielten. Vielleicht sind sie noch heute deshalb nach wie vor so wichtig für mich, denn ich weiß nicht genau, ob ich ohne diese sanften Tiere diese schweren Jahre in meinem Leben überlebt hätte.

Auch Prima trug dazu bei. Ich sorgte dafür, dass sie leben konnte und sie gab mir dafür meinen eigenen Lebensmut zusammen mit den beiden anderen Pferden wieder zurück.

Besonders Prima, die aufgrund ihres Temperaments nicht einfach zu handeln war, mag mich auch gelehrt haben, mich durchzusetzen und zu kämpfen. Sie lehrte mich etwas, das ich brauchte, nämlich Mut, weil ich mich oft ihr gegenüber habe selbst überwinden müssen, Dinge zu tun, die ich mich eigentlich sonst gar nicht getraut hätte. Prima war für mich also ein tolles Therapiepferd, das mir half.

Die Beziehung zu meiner Tochter Esther war damals relativ stabil und wieder viel besser geworden. Esther hatte zwar sehr wenig Zeit, weil ihre Reitschule anfing, sehr gut zu laufen, aber wir hatten schon regelmäßig Kontakt. So bekam ich auch mit, dass sie nach dem Kauf eines kleinen Ponys mit dem Namen Sunny noch ein Großpferd suchte und dabei von einem Knabstrupper sprach.
Ich redete mit meinem Ex und wir kamen überein, ihr Reno für die Reitschule zu überlassen.

Links war Reno bereits bei Esther in der Reitschule in Schwentinental und Chiwa und Prima auf den Fotos oben waren dann allein bei mir.

Reno lebte sich gut ein und Esthers Reitschule wurde bald noch umfangreicher. Aber dazu später, denn es würde irgendwann soweit kommen, dass Chiwa und Prima auch eine Weile dort leben würden. Noch war das aber nicht soweit und ich besuchte Reno, Nixe, Esther und Raphael nur häufig in Schwentinental und beschäftigte mich zu Hause weiterhin allein mit Chiwa und Prima.

Das sind noch zwei Fotos von Reno und Esther kurz nach seinem Umzug zu ihr im Spätsommer 2005.

Bei uns auf No-Wa-Land passierte mit den Pferden nichts wirklich Dramatisches.

Meine Mutter kam ab und zu mit und kümmerte sich um unsere beiden Stallkater Aqualang und Luchsohr.

Ich war täglich viele Stunden gemeinsam mit meiner Hündin Chérie bei Prima und Chiwa, kümmerte mich um ihr Weideland, was ja viel Arbeit machte und schrieb meine Stimmungsbilder für das Internet auf.

Und natürlich machten wir auch oft Bodenarbeit.

 Rechts nochmal die beiden Stallkater Luchsohr und Aqualang.

Wie man sieht, war No-Wa-Land ein Ort, der sich geradezu dazu anbot, schöne Fotos zu machen und Gedichte zu schreiben.

Ich saß häufig still auf der Weide und notierte mir alles, was ich dort beobachtete.

Wenn ich heute schreibe, ist das weniger lyrisch .. ich habe mich verändert, mein Leben hat sich verändert .. und damit hat sich auch mein Schreibstil verändert.

Jürgen und ich haben jetzt ja nach Jahren wieder so ein eigenes kleines Paradies in Form einer Pachtweide .. aber ich weiß noch nicht genau, was für einen Namen wir diesem Land geben sollten.

Ich werde das im Frühling entscheiden, wenn ich mir klar darüber bin, wie der Winter gelaufen ist und wie es konkret weiter gehen kann. Ich habe über den Umgang mit Pferden eins nämlich gelernt. Geduld ist eine Tugend.

Und was Geduld ist, das hat mich eins meiner Pferde besonders gelehrt, und das ist Prima.

Ohne Geduld wäre ich nie in die Lage gekommen, das Vertrauen dieses Pferdes zu gewinnen.

Ich weiß nicht, was Prima erlebt haben mag, bevor sie zu mir kam, kann mir nur vorstellen, dass das alles andere als gut gewesen sein muss, denn mit diesem Pferd kam ein Nervenbündel in mein Leben, das sich zu Anfang aus nichts als panischer Angst zusammensetzte.

Auch wenn später mein 2. Mann Jürgen noch viel mit Prima erreichen würde, was ich Euch später in einem anderen Teil über Prima noch genau erzählen werde ... ich bin sehr stolz darauf, dass ich selbst es war, die den Grundstein dafür gelegt hat .. denn ich war es wirklich selbst, die es in wochenlanger Kleinarbeit schließlich schaffte, sie überhaupt anfassen zu können .. die es schaffte, mit ihr Bodenarbeit zu machen und die es schaffte, dass sie freudig angelaufen kommt, wenn sie mich sieht .. bis heute.

Tja .. so kam der nächste Winter, der auch wieder recht schneereich war .. und dann der nächste Sommer, der wieder sehr schön war ... aber wo sich auch ganz allmählich abzuzeichnen begann, dass meine Ehe eigentlich gar keine mehr war, denn mein Ehemann war so gut wie nie mehr zu Hause.

Ich musste eine Entscheidung treffen, aber ich schob es im Sommer 2006 noch ein paar Monate vor mir her .. nach fast 40 Jahren Beziehung und 36 Jahren Ehe so etwas zu entscheiden, ist alles, nur nicht leicht.

Ich lenkte mich damit ab, mich an der Schönheit von No-Wa-Land und an der meiner Pferde zu erfreuen .. ich überließ meine Gefühle hauptsächlich meinen lyrischen Ergüssen für das Internet.

Ich nannte mich damals Anne Sevgi .. das kommt aus dem Türkischen und hat etwas mit Mutterliebe zu tun.

Später würde ich mir einen anderen Namen geben, nämlich Liberta Hoppi .. was Freiheit für die Pferde bedeutete. Das mag damit zu tun gehabt haben, dass die Pferde für mich zunehmend wichtiger wurden.

Meine Kinder waren erwachsen, sie lebten ihr eigenes Leben und ich war mir sicher, sie wollten alles, aber nichts mit meinen Eheproblemen zu tun haben.

Es ist auch keins wirklich damit fertig geworden, dass ich schließlich die Scheidung eingereicht habe, obwohl sie alle wissen sollten, dass es für mich persönlich einfach das Beste war, dieser Qual, die meine Ehe jahrelang nur noch für mich gewesen ist, endlich ein Ende zu setzen. Mein Ex-Mann hat mich schon Jahre davor nicht mehr genauso geliebt wie ich ihn .. ich musste das akzeptieren und ihn loslassen. Aber das Kindern klarzumachen, ist nicht einfach und bei meinen vermutlich gar nicht möglich, denn sie haben das bis heute nicht verstanden. Zumindest haben sie nicht verstanden, dass ich nach der Scheidung eben eins ganz sicher nicht bleiben wollte, nämlich allein. Und mein neuer Mann ist nun einmal nicht ihr Vater.

Als im Herbst 2006 die Schwester meines sehr guten Schmieds starb, konnte er nicht mehr kommen. Er schickte mir einen Nachfolger, aber der kam nicht mit Chiwa zurecht und nur der Versuch, Primas Hufe auch nur aufzuheben, hat ihn in meinen Augen in Panik versetzt. Er war also weg.

Die nette Hufheilpraktikerin nach Straßer tat bei Chiwa ihr Bestes, aber bewirkte damit einen Rückschlag bei Chiwa, der mehr als schlimm war.

Mein Ex, ja unter anderem auch Möbeltischer von Beruf und mit sehr geschickten Händen, hätte helfen können, aber er tat es nicht. Er half auch nicht, als uns in der Silvesternacht 2006/2007 schließlich der Offenstall bei einem Orkan einfach weg flog.

Und Chiwa lahmte zu der Zeit. Es war ihm egal. Ich war ihm egal und die Pferde, die ihn gebraucht hätten, waren ihm auch egal. Genauso egal war ihm meiner Mutter, die immer schlimmer dran war und die ich nicht mehr alleine lassen konnte, um zu arbeiten und Geld zu verdienen. Obwohl sie es war, die immer dafür gesorgt hat, dass ich habe arbeiten und die Kinder versorgen können, wenn er sein Geld schon früher mit anderen Frauen zum Fenster raus geschmissen hat. Dankbar war er ihr dafür nicht. Sie störte nur, weil sie natürlich im Alter entsetzlich nervenaufreibend wurde.

Bis zum Weihnachtsfest 2006 hielten wir beide die Farce von einer Ehe noch aufrecht, aber dann fasste ich den Mut und sprach meinen Mann an, was los sei.

Er log mich an. Ich musste erst im Januar lernen, wie ich sein Handy inspiziere, um mir klar darüber zu werden, dass er nicht nur eine, sondern gleich drei Affairen gleichzeitig hatte.

Ich zog die Konsequenzen. Es ging nicht anders.

Als es geknallt hatte, fühlte ich mich plötzlich frei. Ich hatte diesen Mann endlich losgelassen.

Meine Esther meinte, ich solle mir doch auch einen Liebhaber zulegen.

Ich glaube, sie meinte das wörtlich.

Sie hat nicht verstanden, dass ihre Mama nicht der Typ für eine Affaire ist, sondern nur eine Frau für eine dauerhafte und feste Beziehung.

Esther verstand aber, dass ich in Nettelsee dringend Hilfe wegen der Pferde brauchte.

Es muss sie viel Überredungskunst gekostet haben, ihren damaligen Freund, späteren Ehemann und heute auch Ex-Mann dazu zu überreden, dass Chiwa und Prima im Frühling zu ihr nach Schwentinental kommen durften.


Aber Esther hat es irgendwie für die Pferde damals durchgesetzt und so möglicherweise Chiwa und Prima, denen bei einem Verkauf an einen Händler sonstwas hätte passieren können, so das Leben gerettet.

Ich wusste schon im Winter 2007, bevor ich Jürgen kennenlernte, dass Chiwa und Prima ab April zu ihr umziehen durften. Solange sollten sie noch bei mir bleiben, damit es im Offenstall keine Beißerei geben würde.

Tja .. wenn ich damals geahnt hätte, dass ich nur wenige Wochen später meinen heute 2. Ehemann kennen- und liebenlernen würde, dann hätten wir das sicher anders gemacht und ich wäre mit Jürgen und den Pferden in Nettelsee auf No-Wa-Land gebleiben.

Aber das Leben hatte etwas anderes mit uns vor und hat uns diese Option damals nicht verraten.

Ich übergab also mein Weideland einer Freundin, die gerade ihr wegen des Autobahnbaus verloren hatte.

Wie Prima und Chiwa dann Anfang April 2007 nach Schwentinental umgezogen sind, um einige Monate bei meiner Tochter Esther zu leben, das erzähle ich Euch dann bald im 3. Teil.

LG
Renate

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