Sonntag, 23. April 2017

Wer ein Pferd verunsichert, nimmt ihm das Vertrauen in seine Menschen

Ein paar zufällig beobachtete krasse Fehler bei der Bodenarbeit


 Diese Fotos sind nur dabei, um den Text mit ein paar Pferdebildern zu untermalen.Sie stammen alle aus 2016 und zeigen Jürgen und mich bei der Bodenarbeit mit Chiwa und Prima und Jürgen auchmal beim Reiten auf Chiwa.

 Warum vertraut ein Pferd seinen Menschen?

Nun mein Lieblingsindianer GaWaNi Pony Boy sagt darüber zum Beispiel, dass es das tut, weil es weiß, dass sein "Itancan" nur sein Bestes im Sinn hat.

Leittier in einer Pferdeherde ist nicht das aggressivste Tier oder eines, das die anderen unterdrückt, sondern immer eines, das erfahren und klug ist und dem die Herde deshalb vertraut. Macht dieses Leittier so gravierende Fehler in der Herde, dass die Herde dieses Vertrauen verliert, verliert es seinen Rang als Leittier.

 Heute beim Picknick im Stall habe ich Ines erzählt, wie viele Fehler ich schon gemacht habe, seit ich Pferde habe und auch, dass ich immer noch neue Fehler mache, obwohl ich schon vorm Anschaffen unseres ersten Pferdes etliche Bücher gelesen, mir auch während der Ausbildung viele Videos, Turniere und mehr angeschaut habe, auch mit den Kindern Kurse besucht habe, Reitunterricht genommen habe und mehr.
Als Grundsatz habe ich bei unzähligen guten Pferdeflüsterern, Reitlehrern und anderen erfahrenen Pferdeleuten gelernt, wenn was nicht klappt, sollte der Mensch den Fehler grundsätzlich bei sich selbst und nicht beim Pferd suchen, denn Pferde, die ihre Menschen als Leittier akzeptiert haben, geben sich Mühe. Klappt was nicht, verstehen sie entweder die Information nicht oder aber haben das Vertrauen in ihre Menschen verloren, weil die ständig Fehler machen, sowohl bei der Bodenarbeit, beim Reiten oder sogar beim täglichen Umgang mit den Pferden.

 Dass es zu den gröbsten Fehlern beim Umgang mit Pferden gehört, die Tiere körperlich zu überfordern oder auch psychisch zu überfordern, darüber habe ich nun ja schon geschrieben.

Aber es ist auch ein grober Fehler beim Umgang mit Pferden, wenn man ohne nachzudenken Dinge mit ihnen tut, die sie gar nicht richtig machen können.

Und dazu möchte ich einmal erzählen, was Jürgen und ich in den letzten Wochen zufällig alles gesehen haben und uns gedacht, was soll denn das werden?

 Ich sage jetzt mal nicht, wer von unserer Reitbeteiligungsfamilie sich so verhalten hat, aber schon, dass es nicht nur das große Mädchen war, das das gemacht hat, sondern auch jemand Erwachsenes, die laut ihrer eigenen Angaben viel Erfahrung im Umgang mit Pferden hat, weshalb mich dann so ein Verhalten umso mehr wundert.

Ich bin alles, aber keine Pferdeflüsterin, aber auf manche Ideen, die andere Leute bei der Bodenarbeit haben können, kommt man in seinen kühnsten Träumen nicht.

 Da habe ich zum Beispiel jemand erzählt, wenn das Pferd gar nicht reagiert, kann man es mal ein paar Schritte rückwärts schicken, das wäre eine Dominanzübung und hilft, dass das Pferd wieder besser mitmacht.
Als Reaktion erlebte ich folgendes: Zunächst endlos langes immer wieder Rückwärtsschieben, was man, wenn man Erfahrung mit Pferden hat, ganz sicher nicht tun sollte. Kein Leitpferd würde sich so verhalten. Aber es kam noch schlimmer, wo ich mich dann nur noch an den Kopf gefasst habe.

 Die nächste Aktion bestand nämlich darin, das Pferd rückwärts über unser quer liegende Stangen unseres Stangen-Ls zu schieben, ohne sich zu überlegen, dass Pferde ja gar nicht in der Lage sind, rückwärts dann nicht auf die Stangen zu treten.

Wenn man nun seit Jahrzehnten Pferden beibringt, nach Möglichkeit auf Stangen nicht zu treten und sie dann in die Situation bringt, dass sie bei so einer Sinnlos-Übung gar nicht anders können, als draufzutreten, logisch verunsichert sowas ein Pferd.

Das hat sogar mich so verunsichert, dass ich einfach nur noch baff war und nicht wusste, was ich dazu sagen soll.

Es ging dann gleich damit weiter, Prima zum Weichenüben den Rücken zuzudrehen und sich zu wundern, dass das nicht klappen wollte. Mir stand nur noch der Mund weit offen. Jürgen reagierte dann und zeigte der Guten, dass man sich logischerweise bei so einer Übung zum Pferd umdrehen sollte und dem Tier vorsichtig mit der Hand signalisieren, dass es nun die Hinterhand drehen soll.
 Dass man Stangen logischerweise auf alle möglichen Arten hinlegen kann und nicht nur als Stangen-L ist klar.

Mit Stangenarbeit haben wir irgendwann 1993 mal begonnen, nachdem wir uns alles mögliche darüber in einem Buch von Linda-Tellington Jones durchgelesen und auch Videos darüber angeschaut hatten. Später haben wir auch noch Führkurse besucht.

 Dass man dabei auf die vertrackte Idee kommen kann, ein Pferd nicht nur rückwärts durch Stangen oder wenn es schwierig wird, durch Stangen rückwärts um die Ecke schicken kann, sondern rückwärts über Stangen, was es natürlich gar nicht ausführen kann, auf so etwas wäre ich wie gesagt vorher im Traum nicht gekommen und habe das auch noch nie irgendwo gesehen genauso wenig, wie ich überhaupt was darüber habe im Internet finden können, dass solche Fehler bei der Stangenarbeit gemacht werden, weil sowas vermutlich eher selten einer versuchen wird, der vorher überlegt, was sein Pferd können könnte.

 Was man oft findet, sind Berichte darüber, dass man beim Auslegen von Stangen immer aufpassen muss, dass die auch in einem guten Abstand liegen, der zu den entsprechenden Pferden und ihrer Schrittlänge passt, je nachdem, was man nun genau damit vorhat und so weiter.

Eben, damit die Pferde auch eine Chance haben, fehlerfrei über die Stangen laufen zu können.

 Ich durfte dann bei der Stangenarbeit unter anderem beobachten, schon nachdem ich gefragt wurde, ob man die Stangen nicht auch anders hinlegen könnte, dass unsere halbrunden ja nur provisorisch ausgewählten eigentlich Zaunpfähle dann übereinander aufgestapelt wurden, über Kreuz .. viel zu eng und sonstwas ... denn im Trab mit dem Pferd rüber gerannt, das gar keine Chance hatte, als alles umzurennen und reinzutreten.
Als ich dann gesagt habe, aber doch nicht so, sahen mich zwar zwei große Kulleraugen kurz an, aber es ging gackernderweise weiter.
Dass ein Pferd, das gerne alles richtig machen möchte, sowas alles, aber ganz sicher nicht komisch findet, sondern einfach nur total verunsichert ist, wenn jemand sowas mit ihm tut, ist logisch.
Das nächste, was ich dann sah war auch nach der Frage, ob denn doch mal wieder Bodenarbeit im Round mit Prima gemacht werden dürfte, und zwar leider erst zu Hause auf meinen Fotos, die ich hier mal aus Rücksicht nicht dazu stellen werde, war, dass da jemand dem Pferd im Round Pen laufend den Rücken zugedreht hat und sich gar nicht mehr mit dem Tier im Kreis bewegt und darauf geachtet hat, was es denn tut.

Ich dachte, hat da vielleicht grad das Handy gedüdelt, das bei Round Pen Arbeit garantiert nicht mit dazu gehören sollte.

Tja ...Jürgen und ich haben logischerweise zu Anfang erklärt, wie man im Round Pen mit einem Pferd üben sollte, wie lange, wie überhaupt, worauf es dabei ankommt.

Wir haben auch versucht zu erklären, was ein Trail ist und dass Stangenübungen zu den Trail-Pattern gehören, natürlich schon fantasievoll sein können .. aber doch nicht so, dass ein Pferd es gar nicht machen kann und auch nicht verstehen kann, was sowas soll.

Unser allergrößter Fehler in diesem Fall war aber sicherlich der zu glauben, da hätte jemand auch viel Erfahrung mit Pferden, woran man nach solchen Beobachtungen aber anfängt, extreme Zweifel zu haben.

Aber wie bringt man nun zwei so selbstbewusste Menschen dazu, von zwei alten Hobbypferdehaltern, die ja alles, aber weder Profis noch Pferdeflüsterer sind, nur seit Jahrzehnten wirklich aus Fehlern bei der Pferdehaltung laufend dazu gelernt haben, noch was lernen zu wollen, was absolut wichtig wäre.

Ganz einfach deswegen, weil so komplett falsch gemachte Bodenarbeit ein Pferd zwar nicht körperlich überfordert, aber komplett verunsichert, das ja seine Sache gut machen möchte.

Zu enge Kurven zu laufen, ohne zu bedenken, dass Pferde so wendig gar nicht sein können und dann am Führstrick zu zerren, hat Jürgen dann auch noch zigmal beobachtet, sagt er.

Dass Pferde so das Vertrauen in die Führungsposition von Menschen überhaupt verlieren, ist klar.

Na ja ... Jürgen hat heute gesagt, er wird ansprechen, dass er als nächstes erstmal allen genau vormachen wird, wie er mit Chiwa und Prima umgeht und sie nur zuschauen sollen und dann erst, wenn alles verstanden worden ist, unter seiner Aufsicht dann nachmachen. Mal sehen, wie es nach diesem Gespräch dann weitergeht. Vielleicht funktioniert es ja.

LG
Renate

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