Dienstag, 19. April 2016

Der Pensionsstall

Muss der Pensionsstall eigentlich ein rotes Tuch für Einsteller sein?

Ich kenne unendlich viele Leute, die immer wieder erzählen, sie sind schon durch diverse Pensionsställe gewandert, seit sie eigene Pferde haben, immer in der Hoffnung, endlich den Stall zu finden, wo wirklich die Versprechen gehalten werden, und das auch langfristig, die mal beim Einzug abgemacht worden sind.
Uns ist es ganz oft genauso gegangen, dass das, was zu Anfang gesagt wurde, in vielen Pensionsställen eben später nicht so war wie besprochen oder nur zu Anfang, aber wenn dann Neue dazu gekommen sind, war alles anders und irgendwann auch oft so krass, dass es einfach so nicht mehr ging.

Von vielen anderen Einstellern, die wir als Miteinsteller kennengelernt haben, haben wir auch oft gehört, dass gerade richtig teurer Pensionsställe mit Reithalle und allen möglichen Schikimikis die Pferde so schlecht gefüttert haben, dass die Tiere Magengeschwüre bekommen haben.


Eine Reithalle ist ja etwas, das die richtig engagierten Reiter und Reiterinnen gern auch haben wollen, damit sie im Sommer und im Winter üben können.

Uns persönlich war so ein Luxus eigentlich bisher eher egal, wir brauchen auch keinen Reitplatz mit Normmaßen, sondern genau genommen nur irgendeine nette und vor allen Dinge nicht zu überfüllte Ecke, wo wir mal in erster Linie Bodenarbeit machen können, das gern lose, weil wir nach Westernreiterart trainieren.

Nur mein Mann reitet unsere Chiwa noch ab und zu ein bisschen, aber wirklich fordern kann man sie nicht mehr, weil sie mal einen schweren Drahtunfall in einem Pensionsstall hatte und auch in anderen Pensionsställen sowie auch durchaus später mal bei mir selbst auf eigenem Pachtland, was ich zugeben muss, Hufrehe und diverse Hufgeschwüre in Folge.

Wie man oben sieht - Foto stammt aus der Zeit, als meine schwerstbehinderte Mutter noch lebte, die ich 11 Jahre gepflegt habe - ist uns auch Ruhe und Natur rundrum eigentlich wichtig.

Natur am Stall, aber wiederum auch eine gute Erreichbarkeit mal ohne Auto dürfte für die meisten Einsteller auch nicht unwichtig sein.

Es sollten also Bus und Bahn hin kommen und trotzdem schöne Reitwege oder wie in unserem Fall auch schöne Spazierwege in der Nähe sein.

Wenn es sich um eine Offenstallanlage handelt, sollte die auch so beschaffen sein, dass alle Pferde, auch die rangniederen, es dort gut haben, was viele Betreiber von Pensionsställen nicht zu wissen scheinen.
Wichtig ist bei jedem Stall auch, dass kranke Pferde trotz Boxen- oder Paddockruhe und Trennung von den anderen Pferden, weil sie gerade nicht flüchten können, trotzdem in deren Nähe sein können.

Im früheren Stall meiner jüngsten Tochter, von dem das Foto oben stammt, den jetzt aber ihr Ex-Mann und seine neue Partnerin weiter betreiben, ist das übrigens so gewesen und ich vermute, auch heute noch so. Dort gibt es auch etliche Bereiche im Offenstall, um auch den ängstlicheren Pferden Ecken zu geben, wo sie in Ruhe fressen usw. können.

Ich denke, um einen guten Offenstall als Pensionsstall zu managen, dazu gehört eine Menge Ahnung von den Bedürfnissen der Pferde. Im Boxenstall ist es eventuell etwas einfacher, aber generell würde ich bei Pensionsstallbetreibern voraussetzen, dass sie was von ihrem Job verstehen, habe aber die Erfahrung gemacht, dass es entweder oft nicht so ist oder aber selbst wenn es so ist, die wirtschaftlichen Interessen so sehr im Vordergrund stehen, dass diese Erkenntnisse aus Geiz oder auch weil sie vielleicht finanzielle Probleme haben mögen, einfach nicht umgesetzt werden.


Ich habe immer wieder, wenn ich irgendwo mit unseren Pferden in Pension gewesen bin, zugegeben, auch bei mir in Eigenregie wie früher mit unseren Pferden auf einem Resthof hinter dem Haus oder zwei verschiedenen Pachtweiden, die wir mal hatten, war nicht immer alles perfekt, aber halbwegs schon. Klar muss man sich auch dann immer nach den Gegebenheiten richten und nicht jeder Missstand ist gleich Schuld des Stallbetreibers, aber eben ein Grund, warum es dort nicht genauso teuer sein kann wie anderswo, wo es eben schöner ist.

Wiederum sollten z. B. Pensionsställe, die das Pech haben, eher auf Sumpfland zu stehen, das auch bei der Größe der aufgenommenen Pferdeherde berücksichtigen.


Es gibt Pensionsställe, die haben zu wenig oder sogar gar keine Putzplätze, wo man in Ruhe striegeln kann.

Es gibt auch sehr viele Pensionsställe, die Reitplätze, Reithallen und andere Einrichtungen wie Round Pens, Trail-Plätze oder Springplätze an so viele Einsteller vermieten, dass alleine schon wegen dem Gedränge der hohe Preis dann doch gar nicht mehr gerechtfertigt ist. Niemand bezahlt gerne viel Geld für eine Reithalle oder ähnliches, wo er kaum mal rein kommt, weil diese Einrichtung laufend überfüllt ist.
Ich habe mich schon oft mit Leuten, die eine Reithalle wichtig finden, darüber unterhalten, dass sie den Stall gewechselt haben, weil sie sagten, der war teuer, aber viel zu viele Einsteller und dazu noch andere Leute aus der Nachbarschaft, die alle die gleiche Reithalle nutzen wollten, wozu also so viel bezahlen, wenn es sowieso nicht nutzen kann?

Wir persönlich haben das nur mal früher in einem sonst eigentlich recht netten Stall mit dem dort für viel zu viele Einstellpferde und dazu noch Nachbarpferde kaum mal nutzbaren Reitplatzes kennengelernt. Nun war dieser Stall nicht extrem teuer, aber schön war das trotzdem nicht.



Das Problem in dem Stall mit dem laufend überfüllten Reitplatz bestand damals eher darin, dass die Pferde dort so oft ausgebrochen und weg gelaufen sind, weil die Zäune nicht in Ordnung waren .. gottlob auf einem Dorf und es ist nie was passiert. Aber das hätte auch anders kommen können und sowas geht halt nicht auf Dauer. Auch wenn es mal vorkommen kann, dass Pferde ausbrechen. Passiert das ständig, dann ist sowas eigentlich nur noch als grob fahrlässig zu betrachten.

Wer so viele Pferde aufnimmt, muss sich darüber im Klaren sein, dass eine einzelne Person es nicht schafft, alles in Ordnung zu halten und dann eventuell Personal einstellen und wenn das finanziell nicht drin ist, eben weniger Pferde aufnehmen.

Ein Stück weiter oben sieht man uns mit der Familie und unseren damaligen Verpächern von Weideland fröhlich feiern. Sowas geht auf eigenem Pachtland immer und ist ab und zu sehr schön.

Sowas finde ich persönlich aber auch sehr wichtig in einem Pensionsstall. Die meisten Ställe, wo wir waren, haben sowas auch umgesetzt und es gab dort Weihnachtsfeiern, Grillabende, sogar in manchen Ställen regelmäßige Stalltreffen und gemeinsame Aktivitäten wie Show-Veranstaltungen und mehr.


Ich habe bisher nur einen einzigen Stall kennengelernt, wo ich zu meinem Erstaunen erlebte, dass die Stallbetreiber überhaupt nicht dafür gesorgt haben, dass die Stallgemeinschaft auch mal zusammenfindet. Es war von Anfang an und blieb deshalb eine komplett unpersönliche Sache und man lernte nur einige der anderen Einsteller überhaupt halbwegs richtig kennen, die eher in der Nähe waren und mit denen man sich einen Stalltrakt geteilt hat.

Ich glaube nicht, dass sich ein Pensionsstall mit sowas einen Gefallen tut, denn eine nette Stallgemeinschaft hält die Leute im Stall fest.
Am schönsten, aber natürlich für einen selbst auch mit viel Arbeit und sonstigem organisatorischen Aufwand verbunden ist die Pferdehaltung in Eigenregie, am besten hinterm Haus, aber auch noch toll, wenn man in der Nähe etwas pachten kann.

Alleine schon vom Preis her hält man Pferde auf diese Weise viel günstiger.

Noch wichtiger ist aber, man kann die Tiere wirklich so versorgen, wie sich das gehört und ist nicht auf vage Versprechen angewiesen, die oft nicht eingehalten werden.
Wenn man eine große Familie hat, ist es einfach mit der Pferdehaltung in Eigenregie.

Allein und mal krank, kann es ein Problem werden. Es ist dann oft gut, sich wirklich zu einer kleinen privaten Gruppe zusammenzuschließen .. aber auch das schafft oft schon wieder das Problem, dass jedes Gruppenmitglied mit Pech andere Vorstellungen von optimaler Pferdehaltung haben kann ... muss natürlich nicht so sein. Man sollte aber genau überlegen, wenn man sowas macht, mit wem man sich zusammentut.

Reit- und Tüdelbeteiligungen können auch etwas sein, dass die ganz private Pferdehaltung hinterm Haus oder auf Pachtland einfacher machen kann und Sicherheit bietet, sollte man selbst mal ausfallen.

Finanzielle Engpässe dürften bei dieser Form der privaten Haltung fast immer viel weniger Probleme machen als in einem Pensionsstall, denn nun komme ich zu einem der größten Probleme, die es in vielen modernen Pensionsställen heute gibt.



Wenn Pferde krank werden, können die Tierarztkosten einen selbst bei einem guten Job ganz plötzlich in echte Schwierigkeiten bringen, und dann wollen beide Geld haben, der Tierarzt und auch der Stallbetreiber.

Nicht selten sind die Stallbetreiber an solchen Tierarztkosten sogar ganz oder mit schuld, weil das Futter nicht in Ordnung war, die Tiere sich an unsachgemäßen Anlagen schwer verletzt haben oder zu viele unverträgliche Pferde bei zu wenig Futter zusammen laufen und mehr. Die sehen das natürlich in den seltensten Fällen ein, sind oft auch gar nicht anständig versichert,obwohl sie von ihren Einstellern verlangen, das selbst zu sein.
Tja ... Wasser fahren ist anstrengend, wie oben zu meiner Pachtweide in Nettelsee .. viel Fläche zum Toben auch im Winter aber toll gewesen .. siehe links.
Und die Kosten waren so niedrig, dass mal eine Tierarztrechnung mich dort nicht aus der Bahn geworfen hat.



Oder oben, wo unsere Pferde in dieser im Prinzip tollen Gemeinschaftsbox stehen, fällt mir ein, wie wichtig es ist, gerade bei sumpfigem Boden wie in diesem Dorf nunmal grundsätzlich so nicht zu viele Pferde für zu wenig Land einzustellen.

Das ging dort nicht gut und kann auch gar nicht gut gehen. Dort sind wir damals nach nur einem Monat geflüchtet.

Wenn in einem Pensionsstall nichts weiter geht, man aber von vornherein voll zahlt, auch sowas macht keinen Spaß. Der Reitplatz rechts wurde z. B. nie eingezäunt, obwohl wir über ein Jahr dort waren. Es gab auch überall Gefahrenquellen.

Gefahrenquellen, auch das geht überhaupt nicht. Unsere Chiwa hat sich z. B. mal an einem Maschendraht so schwer verletzt, dass es fast tödlich war. Die Folgen sind nie mehr ganz weg gegangen. Natürlich hat der Bauer uns was anderes erzählt, aber das war ganz sicher nicht so, es kann gar nicht so gewesen sein. Versichert war der für Unfälle natürlich nicht und es war meine Tierarztrechnung,die zusätzlich zum Pensionspreis dazu kam. Gegangen sind wir damals damals übrigens nicht, ich habe das ja noch verstanden, aber dann nicht mehr, als es gegen Frühjahr nur noch Stroh und kein Heu mehr gab, weil er so viele neue Pferde aufgenommen hatte, dass das Futter nicht reichte. Sowas geht einfach nicht.
Wir ziehen aktuell ja nun bald um wieder auf eine Pachtweide. Ein paar Tage war mir jetzt zum Frühling nicht ganz klar, wo ich genug Heu über Sommer her kriege, das Chiwa ja braucht, denn eigentlich kalkuliert man das bei Eigenregie ja schon immer im Jahr davor ein. Man sollte sich dann immer genug davon reservieren und lagern lassen, das man nach und nach dann in Kleinmengen dort abholen kann. Die meisten Heubauern machen das und man kriegt sogar einen Batzen Rabatt, wenn man Stammkunde ist.

Inzwischen habe ich aber schon mehrere Kontakte und es dürfte trotz des Frühling kein Problem sein.


Wer Pensionspferde hält, sollte spätestens nach einer Weile in der Lage sein abzuschätzen, wie viel die einzelnen Tiere ungefähr fressen und planen können.

Viele Pensionsställe machen Heu und Stroh ja selbst, aber dann muss man eben so kalkulieren, dass man nicht noch zu viel davon verkauft, habe aber schon oft erlebt, dass das Verkaufen dann auch noch vorgeht.
Sowas geht gar nicht.

Jürgen und ich haben einen Beruf, von dem man auch nicht wirklich leben kann, sondern sich nur etwas damit dazu verdienen kann.





Investitionen wie so eine Reithalle wie hier die, die früher meine Tochter mit ihrem Ex wieder zurück in ihren Urzustand gebracht hat .. war zuerst Reithalle, dann Tennishalle, dann wieder Reithalle .. natürlich kostet sowas Geld.

Ohne auch noch Unterricht zu geben und Veranstaltungen zu organisieren, ist es bestimmt nicht einfach, nach solchen Kosten auf einen grünen Zweig zu kommen.

Aber können die Einsteller etwas dafür, dass man vielleicht bei der Planung so einer Idee leider übers Ziel hinaus geschossen ist oder aus anderen Gründen in finanzielle Schwierigkeiten geraten ist?

Doch sicher nicht, denn die müssen oft sehr viel für sehr wenig bezahlen, wenn sie ihr Pferd in einen Pensionsstall stellen.

Wenn einem dann erzählt wird, was alleine das Heu angeblich kostet, ist das einfach ungerecht.

Ich habe gerade jetzt wieder die Erfahrung gemacht, dass ich selbst dann nur einen Bruchteil der Kosten für unsere Pferde haben werde wie im aktuellen Pensionsstall noch, wo der Bauer das Heu ja selbst macht, was ihn sicher nicht viel kosten wird, wenn ich supertolles Kleintierheu für sie kaufe ... habe nämlich einen alten Bauern wieder entdeckt, der zwar schon uralt sein muss, aber früher einfach genial gutes Heu hatte, mit dem man auch ohne Probleme Kaninchen und Meerschweinchen ernähren kann.

Und selbst da zahle ich ab 10 Ballen auf einmal nur 2,50 Euro für Kleinballen.
Rundballen bekomme ich für ca. 30 - 40 Euro, wenn ich das wollte, glaube aber, wenn ich dieses Superheu bekommen kann, werde ich lieber das für Chiwa kaufen.

Bei nur 400 Euro Pacht im ganzen Jahr liege ich dann immer noch weit unter den Kosten, die ich vorher hatte und selbst dann noch, wenn ich in der ersten Zeit natürlich viel werde nach und nach investieren müssen, weil ja außer dem Weideland und dem darum befindlichen Wildschutzzaun nichts da ist, es wird bezahlbarer bleiben als in einem Pensionsstall .. und dennoch sicherer.

Weil zum Schluss kommt nämlich das, was für viele Menschen den Pensionsstall schließlich zum reinen Alptraum macht.

Die Klausel, wenn man mal nicht pünktlich zahlen kann, kann ja das eigene Pferd, das man ja liebt, einfach als Pfand genommen und verwertet werden.

Ich finde, sowas sollte wirklich verboten werden oder aber wenn, dann auf Summen beschränkt, die wirklich hoch sind und nicht Kleinbeträge, die jedem mal passieren können .. eben wenn sowas passiert wie eine hohe Tierarztrechnung ... das Auto den Geist aufgibt, ohne das man nicht in den in der Wallachei gelegenen Stall kommt .. oder aus irgendeinem Grund das Gehalt, das Geld vom Jobcenter oder sonstwo her mal zu spät überwiesen wird .. oder einen wie uns zur Zeit gerade im aktuellen Monat der Stallbetreiber selbst durch seine Ungeduld, einen unbedingt sofort binnen weniger Wochen loswerden zu wollen, weil er an jemand anderen vermietet hat, nur deswegen in finanzielle Schwierigkeiten gebracht hat, obwohl man vorher jahrelang immer pünktlich seinen Pensionspreis bezahlt hat.

Na ja .. wir haben das Problem gelöst und heute rief mich sogar die Polizei an und hat mir neben der netten Anwältin versprochen, uns zu helfen, dass wir in Ruhe umziehen können.

Unten noch ein Artikel, der sich an die Betreiber von Pensionsställen richtet und der davon handelt, dass eigentlich unter normalen Umständen zur Zeit weniger Pferdehalter als Stallbetreiber da sind und deswegen der Kunde im Pensionsstall heute durchaus König ist.

Im Raum Preetz ist das aktuell deshalb gerade anders, weil ein sehr großer Stall in Schwentinental verkauft wurde und ein alter Betrieb in Wakendorf wegen Alter und Krankheit des Bauern auch nicht mehr vorhanden ist oder zumindest dabei ist, alles zu reduzieren, was wir telefonisch erfuhren.. Das wird sich in unserer Region sicher aber auch wieder einpendeln.
 
Bei Interesse könnt Ihr ja mal reinlesen, wie Stallbetreiber ihre Kunden doch lieber heutzutage behandeln sollten.

 
LG Renate

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