Nun wurde es Zeit, die Flucht zu ergreifen
Am 19. Oktober schrieb ich folgenden Text in unseren Blog:
"It's time to say good-bye
Schon am 18.10.13 hatte ich mich über den Schachtelhalm und den doch wieder Schimmel im Heu und vor allen Dingen die Argumentation unseres Bauern dazu bitter beklagt.
Während ich Euch mal Fotos von Ende Oktober 13 zeige, werde ich Euch mal einfach nur Teile des Textes aufschreiben, den ich am 19. Oktober 13 verfasste und aufgrunddessen man uns dann trotz unserer schwerkranken Chiwa auch noch wütend den Stallplatz gekündigt hat und uns so keine Zeit mehr ließ, vernünftig zu suchen. Ich werde diese Textteile mal farblich vom Rest absetzen.
"Jürgen und ich gehören vermutlich beide zu den Menschen, die
ausgesprochen bindungsfähig und identifikationsfähig sind. Ob Partner,
Familie, Freunde, Nachbar, Arbeit oder die Menschen, mit denen man ein
Hobby teilt, ja heißt bei uns allen beiden im Allgemeinen durchaus ja
für immer, wenn es möglich ist. So war das auch mit dem Stall, in dem
wir uns zu Beginn wirklich angenommen und wohl gefühlt haben.
Aber manchmal ist es so, dass man auch etwas, mit dem man sich zuerst
sehr identifiziert hat, binnen dem Bruchteil einer Sekunden ganz
plötzlich loslassen kann und einen anderen Weg einschlägt, weil es
einfach besser ist.
Hier erlebte Jürgen an diesem Tag den ersten Galopp auf unserer Chiwa,
die nun bereits seit 2004 rehefrei und wieder reit- und sogar belastbar
war.
Und nur wenige Wochen später kam sie nachts in den Stall und es dauerte nicht lange, bis sie wieder Hufrehe hatte. Natürlich wollten wir beide noch gern daran glauben, dass nur ein schlechter, regenreicher Sommer schuld an den Problemen mit Schimmel in der Heulage war, wer nimmt sich schon gern die Illusion, endlich mit den Pferden ein Heim gefunden zu haben, zumal die Menschen dort ja alle so nett sind.
Oft habe ich halbherzig bei ebay schon die Kleinanzeigen für Ställe durchgeschaut. Ich erlebte, dass mehrere unserer Miteinsteller gingen. Wir blieben aber. Wirklich intensiv habe ich eben doch nicht gesucht, nur immer ab und zu schon enttäuscht geschaut, aber ohne wirklich losgelassen zu haben.
Als wir im Sommer so viel schönes Heu auf den Weiden liegen hatten, dachten wir, das wird schon werden, der Winter ist gerettet, diesen Winter wird sicher nichts Schlimmes mit den Pferden passieren. Aber weit gefehlt, und nun komme ich zum Loslassen.
Ich habe in den letzten Monaten immer wieder über viele verschiedene Probleme und Konflikte berichtet. Heute morgen nun saßen Jürgen und ich am Frühstückstisch zusammen, nachdem wir gestern nach dem Besuch im Stall beide weder arbeiten noch zunächst schlafen haben können. Jürgen hat sich verzweifelt versucht, mit seinem WOW-Spiel von den Sorgen abzulenken, ich habe stundenlang planlos nach Informationen darüber gesucht, wie man Heulage macht und welche Fehler zu Schimmelbildung dabei führen. Nachts um zwei habe ich begonnen, noch zwei Aufträge zu bearbeiten und morgens um vier saßen Jürgen und ich immer noch gemeinsam bei einer Tasse Tee, weil keiner von uns Schlaf fand.
Heute morgen wachten wie bleiernd müde auf und ich fragte Jürgen, was er wirklich denken würde und er sagte mir, wir müssen da weg. Ja das dachte ich auch, auch wenn ich gestern Abend noch lange mit einer der Schwestern aus dem Stall telefoniert habe und sie mir versichert hat, sie würde gut aufpassen.
Es war immer sehr schön, dass unser Hund sich auf dem Hof so wohl fühlte. Aber das ist nun einmal nicht alles im Leben, worauf es ankommt.
Ich fragte Jürgen, wann er innerlich auf Wiedersehen gesagt hätte, und er sagte, als unser Bauer gestern erzählt hat, er hätte 50 Ballen unseres guten Heus verkauft und die Pferde könnten ja die Heulage vom Vorjahr und auch die neue aus Oktober fressen, für Chiwa sei auch ein bisschen Heu da.
Ich sagte, ich hätte mich innerlich in der Sekunde vom Hof verabschiedet, als mir der Bauer hat weißmachen wollen, Schimmel unter der Folie sei ein Zeichen für gute, da zuckerarme Heulage, während er einen total verschimmelten Heulageballen vom Vorjahr auspackte und zum Verfüttern in den Gang stellte.
Loslassen, das ist als ob man einen Schalter umlegt und plötzlich ganz frei ist .. ich kenne dieses Gefühl von dem Moment, als ich nach mehr als 40 Jahren meinen Ex-Mann los ließ, weil ich begriff, ich sollte jetzt alleine meinen Weg weitergehen, ohne ihn. Es tut mir leid um die beiden Frauen, es tut mir leid um die Herde, um die Jürgen und ich uns nun sehr lange so denke ich recht gut gekümmert haben, um die Stunden zu überbrücken, wo sonst keiner da war und auch später keiner da sein wird, es sei denn, wir kriegen Nachfolger, die diese Aufgabe übernehmen werden.
Heute haben Jürgen und ich gemeinsam die Anzeigen durchgesucht und uns bereits etwas angesehen, von dem ich glaube, es könnte etwas werden und auch ein guter Platz für die beiden sein. Wieder ein Umzug, wieder nicht wissen, ob sie Hänger fahren werden oder wir wieder mehr als 10 km Fußweg, und das sehr weit an einer stark befahrenen Straße, werden zurücklegen müssen. Und trotzdem noch einmal den Mut haben, es doch zu tun, denn so kann es nicht weitergehen.
Selbst wenn es morgen nichts werden sollte .. aber das glaube ich nicht, habe ein gutes Gefühl ... it's time to say good-bye.
Als wir nach dem ersten Schauen im anderen Stall zu den Pferden kamen, waren die Boxen für den Winter fertig eingestreut, beide Schwestern im Team dabei, gerade die Tiere reinzuholen, was ich bisher noch nie erlebt habe, dass sie so Hand in Hand arbeiten.
Mein Telefonat gestern hatte vielleicht Wirkung, trotzdem sind Jürgen und ich einig, es kann nicht gut gehen, weil unser Bauer unser Winterheu verkauft hat, auch wenn die Vorsätze es gut zu machen, bei den beiden Frauen ganz sicher da sein werden.
Ich weiß nicht, wie ich ihnen das sagen soll und der Jürgen sicherlich erst recht nicht.
Aber es wird sein müssen, umso früher, desto besser, damit unsere beiden in Sicherheit sind und für den weiten Weg hoffe ich einfach, dass wir wieder einen guten Schutzengel haben werden."
Als wir nach dem ersten Schauen im anderen Stall zu den Pferden kamen, waren die Boxen für den Winter fertig eingestreut, beide Schwestern im Team dabei, gerade die Tiere reinzuholen, was ich bisher noch nie erlebt habe, dass sie so Hand in Hand arbeiten.
Mein Telefonat gestern hatte vielleicht Wirkung, trotzdem sind Jürgen und ich einig, es kann nicht gut gehen, weil unser Bauer unser Winterheu verkauft hat, auch wenn die Vorsätze es gut zu machen, bei den beiden Frauen ganz sicher da sein werden.
Ich weiß nicht, wie ich ihnen das sagen soll und der Jürgen sicherlich erst recht nicht.
Aber es wird sein müssen, umso früher, desto besser, damit unsere beiden in Sicherheit sind und für den weiten Weg hoffe ich einfach, dass wir wieder einen guten Schutzengel haben werden."
Tja .. das war dieser Text, der uns dann auch noch die Wut und Kündigung durch diese Frauen einbrachte, die uns da noch so leid getan hatten. Man sollte nicht zu viel Mitgefühl mit Menschen haben, die sich nicht die Mühe machen, Verantwortungsgefühl an den Tag zu legen, und das haben sie damals beide nicht getan, nichtmal versucht. Und der Mann dazu genauso wenig.
Am 31.10.13 brütete Chiwa schon das 2. Hufgeschwür aus, seitdem sie auf diese Eichenweide gelassen worden war und eine Woche später anfing zu lahmen. Und ich hatte von unserem Tierarzt die Bestätigung bekommen, dass trotz allen Lamentierens jetzt unsere Pferde nicht geimpft werden dürften und setzte das auch so durch. Wir suchten ja sowieso einen anderen Stall.
Die nächsten Fotos sind vom 1. November 13 .. noch waren wir in Klein-Kühren. Es würde noch einen ganzen Monat dauern, bis wir endlich gehen konnten und Chiwa würde es zunehmend schlechter gehen. Es war der Tag nach dem Orkan Christian.
Wir versuchten, das schöne Klein-Kühren im Herbst zu genießen, während wir suchten wohin mit den Pferden .. und nach Christian braute sich schon der nächste Sturm zusammen.
Es hielt sich in Grenzen, was Christian im Stall angerichtet hatte .. ein paar Sturmschäden gab es schon wie einen umgefallenen Baum, aber nichts Ernstes.
Am 11. November kam dann die fristgerechte Kündigung .. sie hatten unseren Text "It's time to say goodbye" gefunden. Waren schwer beleidigt.
Am 15. November berichte ich vom 3. Hufgeschwür von Chiwa .. die sich nach diesem Rausstellen unter drei Eichen zur Eichelzeit überhaupt nicht mehr wirklich erholen wollte.
Und am gleichen Tag im nächsten Beitrag schreibe ich dann, wir hätten die Zusage für einen anderen Stallplatz.
Die nächsten Fotos waren dann schon welche, wo wir überlegt haben, wir wir in den neuen Stall nach Reutekoppel kämen.
Und am 22. November bekam ich dann die Aussage, ich hätte vermutlich Schilddrüsenkrebs .. keine Panik, das war ein Irrtum, was ich aber erst viele Wochen später erfahren habe.
Mitleid von seiten dieser Stallbetreiber .. kein Stück.
Warum ich eigentlich Mitleid mit denen gehabt habe .. tja .. meine eigene Dummheit. Es liegt mir nicht, Menschen von vornherein so zu sehen, wie sie wirklich sind. Ich sehe immer zu Anfang das Gute in Menschen und selbst wenn sie viel falsch machen, neige ich dazu, erstmal Fehler auch durchaus zu entschuldigen, wenn es nicht zu viel wird.
Ich mache mir Gedanken, dass man auch durch einen Burnout Krebs kriegen kann .. aber es war ja keiner. Ich lebe heute noch immer.
Tja .. auch wenn jemand anders mitlief, als Jürgen alleine mit Prima nach Reuterkoppel ging, weil Chiwa nur allein verladen werden konnte, auch Esther und Marius hätten uns helfen wollen. Esther hat mich doch wirklich damals angerufen und angeboten zu helfen. Wenn es drauf ankommt, sind die Kinder eben doch manchmal da, auch wenn sie sich sonst so gut wie gar nicht melden.
Chiwa ging es immer schlechter, wir machten uns große Sorgen, wie wir bloß mit ihr umziehen könnten in diesem Zustand.
Kurz vor Chiwas Umzug lernten wir Dr. Halbrock kennen, der damals noch als Assistenzarzt bei Dr. Andersen war und später, als Dr. Andersen ganz aufhörte, Großvieh zu behandeln, bis zuletzt unser neuer Tierarzt werden würde. Der meinte, Chiwa hätte kein Hufreschwür, sondern vermutlich schon seit September mit er neut Hufrehe zu kämpfen, was sicher lange dauern würde, aber nach dem Umzug in den neuen Stall hätte sie eine Chance, sich zu erholen. Hier hätte das nie und nimmer geklappt in Klein-Kühren.
Ein Bild des Jammers, Chiwa am Umzugstag am letzten Tag im November 2013 .. liegend im Stall futterte sie vor dem Verladen ihr Müsli .. mit Mühe und Not schafften wir es, sie in einem Pferdehänger zu stellen .. und so sah sie dann aus, als sie im Auslauf angekommen trotz Heparin und Schmerzmittel auf der Seite lag. Es würde viele Wochen dauern, bis es ihr in Reuterkoppel wieder besser ging .. auch wenn wir dort später auch im Streit gingen, die Gründe waren Lappalien gegen das, was wir in Klein-Kühren erlebt haben .. und ich sage auch heute noch, der Stall in Reuterkoppel rettere Chiwa das Leben .. ohne die Aufnahme dort wäre sie jetzt schon lange tot.
Das letzte Foto von Prima in Klein-Kühren .. hinten steht übrigens Sunny, auch dort schwer krank geworden und auch sie dort nicht starb .. durch den genauso überstürzten Stallwechsel landete auch Sunny in einem Stall, wo sie besser nicht gelandet wäre und wogegen der, wo Chiwa und Prima dann später lange waren, wirklich gut war.
Tja ... der 1. Dezember 13 .. nach einem mehr als abenteuerlichen Zu-Fuß-Umzug war Prima auch in Reuterkoppel angekommen und beide Pferde glücklich, nun wieder zusammen zu sein.
Tja ... das war Klein-Kühren .. eine schöne Ecke, tolles Weideland, wenn man damit gut umgehen würde .. aber eine fürchterlich gefährliche Zeit für unsere Pferde und für uns eine Nervenzerreißprobe ohnegleichen.
LG
Renate
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