Mittwoch, 20. Juni 2018

Erinnerungen an die Zeit in Klein-Kühren (Teil 3)

Ab November 2012

So .. nun wird es allmählich eher winterlich mit den Erinnerungsfotos an unsere Zeit in Klein-Kühren damals.

Chiwa hatte sich von dem ganz leichten Hufrehe-Schub auf der Weide mit dem Sumpfschachtelhalm und den vielen Eicheln schnell wieder erholt und die Pferde kamen dann bald auf einen Auslauf auf einem Maisfeld, wo sie in diesem Pensionsstall jedes Jahr stehen und nachts in die Box.


Weil Jürgen und ich damals viel mitgeholfen haben .. denn wir hatten ja gemerkt, was für lange Arbeitstage die ganze Familie hatte und wollten uns deshalb einfach von uns aus mit einbringen in diesen Stall .. haben wir aber auch ganz schnell gemerkt, wie wenig Wasser alle Pferde immer morgens im Auslauf bekommen haben, auch wie wenig Heulage über Tag und sonst war da ja nichts in diesem Auslauf .. und vor allen Dingen, dass die Heulage fast zu 100 % Schimmel enthalten hat. Es gab mal Ballen ohne Schimmel, aber selten, die meisten waren mit.

 Die eine Schwester schimpfte ständig über den Mann von der anderen Schwester .... auch dass der laufend verschimmelte Heulage für die Pferde hinstellen würde .. sie selbst war ja beruflich so eingespannt, dass sie immer erst spät abends von der Arbeit kam und sich dann vollkommen gehetzt auch mit um die Pferde kümmerte und froh war, wenn schon einer mitgeholfen hatte.
Der Mann schimpfte über seine Frau, dass die Pferde sammeln würde und auch Kleintiere für seine Kinder, die gar kein Interesse an denen hätten.
Es fiel uns dann auch auf, dass die einer der beiden Schwestern sich eigentlich nur um die Pferde kümmerte, wenn die andere mal gar nicht da war .. sonst kam die von der Arbeit nach Hause und warf noch nichtmal einen Blick in den Stall, obwohl doch eigentlich sie diejenige ist, die laut Aussage ihres eigenen Mannes Pferde regelrecht sammelt und immer mehr ranholt.
Oder wir bemerkten auch, dass die Schwestern mit den Kindern an den Wochenenden eher Ausflüge machten als zumindest dann mal was mit den Pferden.
Dieser Mann hatte eigentlich recht.

Wenn man Pferde als Hobby hat, warum macht man denn so wenig selbst damit?

Wirklich gekümmert hat sich eigentlich eher die andere Schwester um die Tiere, der gehörten aber nur einige davon, und die wiederum hatte einen Power-Job und genau genommen gar keine Zeit dazu.



Na ja ... auch wenn das alles mehr als chaotisch organisiert war und uns auch die Widersprüche und Konflikte in dieser Familie allmählich aufgefallen sind, was im Sommer noch nicht so gewesen war ... wir glaubten, dass die vollkommen missratene Heulage- und Heuernte was mit dem ja zum Teil wirklich extrem verregneten Sommer zu tun hatte und dass es dann ja sicher besser werden würde.




Dass im Heu und der Heulage außer Schimmel auch noch Sumpfschachtelhalm enthalten war, war uns zu dem Zeitpunkt auch noch nicht bekannt .. und wir wussten auch noch nicht wirklich, wo dort die Probleme beim Heu- und Heulagemachen wirklich lagen.

Es braucht auch Zeit, um durch sowas durchzusteigen.

Auch hatten wir noch keine Ahnung, wie viele allein der eigenen Pferde dort schon gestorben waren.
Wir würden das später aber noch durch die Erzählungen der Leute selbst nach und nach zumindest zum Teil rauskriegen .. aber dieser Prozess dauerte dann schon etliche Monate.

Noch verkrafteten unsere beiden Pferde dieses Futter. Uns machte das aber schon Kopfzerbrechen und die Aussage dieser einen Schwester, die Pferde würden verschimmelte Heulage ja liegenlassen, beruhigte uns nicht wirklich.


Ein guter Pensionsstall ist heute fast genauso schwer zu finden wie ein Schmied oder Hufpfleger, der gute Arbeit macht und dazu noch zuverlässig kommt.

Das weiß jeder Mensch, der eigene Pferde hat.

Deshalb lässt man sich als Pferdehalter mit jedem Jahr der Erfahrung mit diesen Tieren vermutlich auch immer mehr gefallen.



Na ja .. und was mann erleben kann, wenn man dann vollends genervt versucht, es alleine zu machen .. nun die Leute, die diesen Blog regelmäßig lesen, werden wissen, was uns letztenendes passiert ist, als wir die letzten 2 Jahre unseres Pferdehalterlebens allein probiert haben, es in der Preetzer Feldmark besser zu machen.

Auch da werden einem ja nur Steine in den Weg geschmissen, weil wir so dämliche Gesetze in Deutschland haben.

Schon von der Baugesetzgebung her haben Hobby-Pferdehalter extreme Nachteile gegenüber Leuten, die als Bauern anerkannt werden und vom Tierschutz aus betrachtet scheinen Bauern auch weit weniger kontrolliert zu werden.

Die zahlen ja Steuern .. die Hobbypferdehalter halten ja "nur" privat ihr Großvieh.

Dass man so fördert, dass auch Pferde immer weniger artgerecht gehalten werden, ist klar.

Warum das in unserem Staat so gemacht wird, ist sehr schwer zu sagen.

Die meisten Menschen haben was gegen Massentierhaltung und möchten, dass auch Großvieh artgerecht leben kann.

Die Politik redet ständig darüber, das auch zu wollen, aber die Praxis in der Politik sieht anders aus, was schon der Widerspruch zwischen Baurecht und Tierschutzgesetz zeigt.


In der Zeit, als wir mit den Pferden in Klein-Kühren waren, haben wir übrigens auch geheiratet.

Hier auf den beiden letzten Fotos stehen Jürgen und ich vorm Rathaus Preetz. Das war am 6. Dezember 2012, wo wir uns sozusagen verlobt haben und den Termin 1.3.13 für unsere Hochzeit festgelegt. Na ja .. bis die war, das dauerte dann noch eine Weile.



Inzwischen wurde es richtig Winter und alles war zuweilen tief verschneit.











Weil Jürgen und ich ja als Werbetexter arbeiteten und so sehr flexible Arbeitszeiten hatten, die wir legen konnten wie wir wollten, konnten wir gut einrichten, uns immer dann um die Pferde .. die ganze Herde .. in Klein-Kühren zu kümmern, dass auch über Tag mal einer für die Tiere da war, um die lange Abwesenheit der Pensionsstallbetreiber ein wenig auszugleichen.

Ich glaube, das fanden die drei auch gut.



Wir hatten erfahren, dass vor uns eine Frau mit zwei Friesen dort in Pension gewesen war, die sich genauso engagiert um alle Pferde gekümmert hatte und dann aber zu Gutßent nach Pohnsdorf gegangen war, wo sie soweit wir wissen, wohl immer noch ist oder zumindest sehr lange war.

Aber die war irgendwann sehr wütend gegangen. Wirklich warum, sowas rauszukriegen, ist ja nie einfach, weil man die Person selbst ja nicht kennenlernt, nur von ihr hört.














Die Sozialkontakte in diesem Pensionsstall waren nett.

Hier hatte ich z. B. für eine kleine Weihnachtsfeier mit allen für alle Pferde einen Kuchen aus Leckerli-Teig gebacken, wo dann nachher jedes ein Stück mit Möhre drauf von bekommen hat.





Inzwischen bin ich nun im Januar 13 angekommen.

Die Pferdesteuer wurde übrigens im Jahr 2012 in Preetz abgeschmettert. Wir waren dabei, als das passierte.

Und links nur mal so ein Foto von Blanka aus Januar 13, als sie noch gelebt hat, denn inzwischen ist uns Blanka nun nun auch im Alter von 26 im Jahr 2017 gestorben.


Noch lag Chiwa nicht mit Hufrehe flach, aber es würde nicht mehr lange dauern.

Da schien unsere Welt noch halbwegs heil zu sein.

Sorgen wegen des Futters machten wir uns aber beide, das täglich. 

Immer wieder waren Heulageballen dabei, die durchsetzt mit Schimmel waren.



Am 23. Januar 13 schrieb ich zum ersten Mal was davon, dass Chiwa lahmte. Wir dachten aber beide zunächst daran, sie sei getreten worden und würde wegen einer Verletzung lahmen.

Sie hatte nämlich auch eine Wunde, die geblutet hatte.
Wir waren mal einige Tage nicht im Stall gewesen beziehungsweise nur abends mit dem Bus, weil wir hatten zwei Reifen neu bestellen müssen, da uns irgendeiner zwei Reifen zerstochen gehabt hatte.

Bescheid gesagt, dass Chiwa lahmt, hatte uns niemand.

Vermutlich ist es bei dem Gehetze auch gar keinem aufgefallen, denn morgens und abends ging dort ja immer alles husch husch.







Am 26.01.13 habe ich erstmals ernsthaft darüber nachgedacht, ob ständig Schimmel in Heu und Heulage eventuell auch ein Hufrehe-Auslöser sein könnte, da uns komisch vorkam, dass sich Chiwa nach diesem Tritt, den sie offensichtlich draußen im Auslauf abbekommen hatte, nicht wieder erholte.

Unser Bauer, der um Ausreden nie verlegen war, hatte vom schlechten Sommer, aber auch davon gesprochen, dass ständig Katzen die Heulageballen zerkratzen und so auch für Schimmel im Heu sorgen würden.
Chiwa wie mit der einen Schwester abgesprochen, mal einfach nur drinnen zu lassen, damit sie nicht wieder getreten würde .. auch das klappte nicht.

Heute würde ich sagen, was dort klappte, waren eigentlich nur die Türen.

Aber soweit war ich damals noch nicht, sondern wir halfen fleißig mit und glaubten daran, dass das alles nur einmalige Zufälle und Pech waren.


Chiwa ging es zunächst mal eher immer schlechter statt besser.











Einer der eigenen Wallache hatte sich an einer abgesaägten Blechwanne, die als Futtertrog in deren Auslauf stand, extrem schwer verletzt. Das hat Tausende gekostet, wie wir später erfuhren.

Er stand monatelang in der Box, daneben eins der anderen Pferde zur Gesellschaft. Chiwa über Tag einfach zumindest im gleichen Stalltrakt hinzustellen, klappte aber auch nicht, obwohl wir danach gefragt hatten .. da klappten wirklich nur die Türen .. also echt .. leider.


Da untersuchte Jürgen wieder die Stelle, wo Chiwa getreten worden war, als wir den Plattfuß hatten und vermutlich keiner gemerkt, dass sie lahmt und trotzdem zu den anderen gestellt.

Ich übernehme da mal ein Zitat aus dem Text, so dieses Foto her ist:

"Ich habe eben wegen der Aktion gegen die Pferdesteuer mit meiner Tochter Vanessa telefoniert, die mir bestätigte, dass sich nach einer Trittverletzung im Muskel Blut- und Eiterblasen bilden können, die länger verkapselt sein können. Es könnte auch, obwohl an dem Tag so eine Blutblase aufgegangen sein wird, nach wie vor so etwas in Chiwas Muskel sitzen."













Wir erlebten Anfang des Winters 13 auch immer wieder, dass vor allen Dingen eine der Haflinger-Stuten dort laufend Kolik hatte und schließlich sogar eine Holsteiner-Stute an Kolik starb.

Wir riefen die Tierärztin von dort, um Chiwa zu untersuchen. Die meinte, sie lahmt nicht wegen dem Tritt, sondern hat Hufrehe. Hätten wir die oft kommen lassen wie sie wollte, wären wir ein Vermögen losgeworden. Die Frau kann zwar gut impfen, aber ansonsten liebt sie Geldverdienen und ist auf diesem Hof genau richtig.

 Der Bauer beklagte sich darüber, dass seine Frau Tausende für Tierarztrechnungen ausgeben würde, das jedes Jahr.

Andererseits war es ja er, der das schimmelige Futter machte, nicht sie .. aber sie schien sich um sowas genauso wenig zu kümmern wie ihre Schwester .. beides intelligente Frauen und der Mann der einen ist ebenfalls nicht dumm. Das ist keiner in dieser Familie.



Wir erfuhren nach und nach von insgesamt 10 gestorbenen Pferden in nur 10 Jahren in diesem Stall ... gestorben an Hufrehe, Herpes, Kolik immer wieder und auch einer Gelenkerkrankung, die wohl mit dem Futter nichts zu tun hat.

Es gab dort einen Herpes-Impfzwang und als wir Chiwa mit Hufrehe nicht impfen lassen wollten, Ärger .. unser Tierarzt hat sich dann durchgesetzt. Ein so schwer krankes Pferd darf man nie und nimmer gegen Herpes impfen, was ja sogar Hufrehe auslösen und in jedem Fall verschlimmern kann.

Wir kriegten nur für Chiwa und Prima von dem Bauern einen Extra-Ballen Heu in eine Scheune gestellt statt der Heulage. Das staubte zwar auch, aber es ging so.

Chiwa hat sich von diesem Hufrehe-Schub schwer erholt, aber irgendwann schaffte sie das.

Wir stellten übrigens auch irgendwann fest, dass es in diesem Stall mehr Unfallquallen gab, wie z. B. Stacheldraht in Fesselhöhe, der an das E-Zaun-Gerät angeschlossen war.

Der Bauer erklärte uns, das wäre wichtig, vorher wären die Pferde laufend ausgebrochen.

Es ging bei niemand dort in den Kopf rein, dass es für jedes Pferd, das da mit dem Bein über den Stacheldraht und dann in den E-Zaun geraten würde, tödlich enden könnte.







Am 11. Februar schrieb ich sehr vorsichtig über verdorbenes Pferdefutter .. ich hätte damals gar nicht so ehrlich schreiben können wie jetzt. Das kann man grundsätzlich nie, wenn man seine Pferde noch in einem Pensionsstall stehen hat .. man fliegt sonst nämlich raus. Was ich da schrieb, war sicher damals schon sehr mutig. Siehe Link:


Mit Fotos vom 12. Februar 13 höre ich heute mal auf, mache dann später bei diesem Datum weiter.

Wir begannen vieles zu begreifen.

Weg wollten wir damals noch nicht, sondern hofften, es würde alles wieder gut, das Heu im Folgejahr besser und glaubten an Friede, Freude, Eierkuchen.

Wer wechselt schon gern laufend den Stall?


Wir waren auch immer noch sehr fleißig und kümmerten uns um alle Pferde dort, weil wir beide eben unsere Arbeit so einteilen konnten, dass das auch ging.









Wir waren inzwischen gefühlsmäßig auch soweit, dass wir uns mit jedem einzelnen Pferd dort, auch denen der anderen Einsteller oder den Pferden der Pensionsstallbetreiber, sehr stark identifiziert haben, nicht nur mit Chiwa und Prima.

Alle hatten längst unser Herz erobert.





Normalerweise misteten wir beide täglich 4 Boxen aus ... ganz gerecht für alle Pferde, nicht nur unsere eigenen.

Das Wasser war in einem Stalltrakt eingefroren, also holten wir immer welches aus dem Gäste-Klo.

Wir legten allen schon Heu hin, streuten die nicht ausgemisteten Boxen über, die anderen ein, machten uns nützlich und hofften darauf, Chiwa würde wieder gesund und alles gut.

Eine Weile hatte es später auch mal den Anschein .. aber nur eine Weile, dann würde das Theater von vorn losgehen und wir beginnen zu begreifen, dass die Probleme dort Methode hatten.

Mehr bald .. ist nun lang genug. Es geht dann weiter nach dem 12. Februar 2013.

LG
Renate

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